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„Selbst ein Kulturangebot

schaffen sollteman nur, wenn

manwirklich die große Lei-

denschaft dafür hat.“

Florian Werner, Geschäftsführer arlberg1800

© ARLBERG1800 RESORT/PETRA RAINER

„Jedes Jahr kommen fast 100

Journalisten aus über 15 Län-

dern zu den Festwochen, die

auch das Bild Innsbrucks in

dieWelt tragen.“

Mag. Eva-Maria Sens, Betriebsdirektorin

Innsbrucker Festwochen der Alten Musik

© SILVIA DE MARCHI

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MITGEWACHSEN

Die Blaue Quelle in Erl ist ein Paradebeispiel für einen Tourismusbetrieb, der vom Kul-

turangebot in unmittelbarer Nachbarschaft profitiert. Nur

wenige hundert Meter vom

Festspielhaus der Tiroler Festspiele Erl entfernt

, ist der Gasthof mit angeschlosse-

nem 3-Sterne-Hotel ein beliebtes Übernachtungsziel von Gästen aus Ostösterreich und

Deutschland, die speziell für einzelne Veranstaltungen – zum Beispiel die Wagner-Opern

– anreisen. Diese „Kulturgäste“ sind

wichtig für die Auslastung des Hauses

und haben

laut Hotelchef Alexander Struth auch Einfluss auf einzelne Angebote, zum Beispiel auf die

Weinkarte. Am Ende des Tages seien den Festspielbesuchern aber dieselben Dinge wichtig

wie allen anderen Gästen: „ein schönes Zimmer und gute Küche“. Die hohe Qualität wurde

vor Kurzem auch offiziell bestätigt: Der Gasthof Blaue Quelle wurde vom „Wirtshausführer

Österreich“ zum

„Wirt des Jahres 2017“

gekürt.

KULTUR AM FELS

In der Region Lechtal ist es die Geierwally-Freilichtbüh-

ne, die jedenSommer „zurwichtigstenKultureinrichtung

der Region wird“, wie Obmann Bernhard Singer berich-

tet. Je nach Theaterstück und Anzahl der Aufführungs-

termine kommen zwischen 8.000 und 10.000 Besucher

pro Saison in die Bernhardstalschlucht nach Elbigenalp.

Aufgrund der geografischen Besonderheit, der imposan-

ten Felswand als Bühne verbunden mit einer überdach-

ten Tribüne ist die Kulisse sowohl für Einheimische als

auch für Gäste immer wieder ein Erlebnis.

Neben den Theateraufführungen wird die Bühne

auch von der lokalen Musikkapelle und vom Trachten-

verein für wöchentliche „Kultur am Fels“-Veranstaltun-

gen genutzt – eineWin-win-Situation für den Tourismus

sowie die heimische Bevölkerung.

FESTIVAL MIT AUSSENWIRKUNG

Ein Blick in die Landeshauptstadt: In Innsbruck sind es

vor allem die Festwochen der Alten Musik, die im Juli

und August ein anspruchsvolles musikinteressiertes

Publikum anziehen. „Laut einer Besucherbefragung, die

2014 vom TVB Innsbruck beauftragt wurde, setzt sich

das Publikum der Festwochen aus 58 % regionalen und

42 % überregionalen Gästen zusammen, die natürlich

entsprechende Nächtigungen in Innsbruck generieren“,

weiß Betriebsdirektorin Mag. Eva-Maria Sens. Mehr als

ein Viertel der Festwochenbesucher gibt laut dieser Be-

fragung über 150 Euro pro Tag in der Stadt aus.

Jene Gäste, die bewusst für die Festwochen im Som-

mer nach Innsbruck reisen, stammen vorwiegend aus

Wien, Süddeutschland und dem Rest des deutschspra-

chigen Auslands. Nicht zu unterschätzen sei auch die

Medienwirkung, wie Sens betont: „Jedes Jahr kommen

fast 100 Journalisten aus über 15 Ländern, die über die

Veranstaltungen der Festwochen berichten, aber auch

das Bild Innsbrucks als Hauptstadt der Alpen in die Welt

tragen.“ Und auch die Künstler selbst werden ganz auto-

matisch zu Werbebotschaftern, wie die Betriebsdirekto-

rin weiß: „Einmal hier gewesen und das Ambiente genos-

sen, möchten alle wieder zurückkommen.“

Bei der Programmgestaltung orientieren sich die

Festwochen der Alten Musik seit ihrer Gründung 1976

an der Musikgeschichte Innsbrucks und stellen bewusst

den Bezug zu historischen Spielstätten wie dem Schloss

Ambras oder der Hofburg her. Diese Elemente machen

die Produktionen einzigartig und sind „in dieser Form

auch nur in Innsbruck denkbar“. Neben dem regionalen

Bezug sei die höchste Prämisse, „die künstlerische Spit-

zenklasse zu versammeln“.

FÜR OPERNFANS

Ganz im Nordosten Tirols sind die Festspiele Erl unter

der Leitung von Gustav Kuhn seit 1997 ein Publikums-

magnet. Vor allem die Wagner-Opern ziehen viele treue

Musikinteressierte an, von denen auch Gastbetriebe in

der Umgebung wie die Blaue Quelle (siehe Sidestory) pro-

fitieren.

Etwa die Hälfte der Festspielgäste in Erl kommt aus

Österreich, ein Viertel stammt aus Deutschland, der

Rest ist bunt gemischt. Um sich in die Top 5 der öster-

reichischen Festspiele einreihen zu können, wird auch

vor Ort viel in das künstlerische Potenzial investiert.

Beispiele dafür sind die von Gustav Kuhn gegründete

Gesangsakademie, die Accademia di Montegral, oder die

neu gegründete Orchesterakademie, die direkt im Fest-

spielhaus Erl Jungmusiker ausbildet und an das Orches-

terspiel heranführt.

TEIL DER DNA

Dass Kultur „nur ein Zuckerl“ oder gar ein Überbrü-

ckungsprogramm zwischen den Wintersaisonen sei,

glaubt keiner der Befragten. Florian Werner ist von ih-

rer großen Bedeutung für die Identität Tirols überzeugt:

„Kultur im ländlichen Bereich gibt es ja schon sehr, sehr

lange. Denkenwir nur anTiroler Brauchtum, die Blasmu-

sikkapellen, Trachtenvereine, Schützen, Volksmusik und

Theater. Kultur ist ein Teil unserer DNA.“

Text: Barbara Wohlsein

© BLAUE QUELLE

1

Mit arlberg1800 hat

Florian Werner eine mul-

tifunktionale Kunst- und

Konzerthalle geschaffen.

2

Künstler wie die Com-

pany of Music kommen

für die Innsbrucker Fest-

wochen der Alten Musik

gerne nach Tirol.

3

Vom Festspielzentrum

Erl profitieren auch die

umliegenden Gastbe-

triebe.

4

Die Geierwally-Frei-

lichtbühne zählt zu den

wichtigsten Kulturein-

richtungen der Region

Lechtal.

1

3

2

4

„Die Geierwally-Freiluft-

bühne wird jeden Sommer

zur wichtigsten Kultur-

einrichtung der Region.“

Obmann Bernhard Singer

© PETER KITZBICHLER, GEIERWALLY-FREILUFT-BÜHNE, THERESA PEWAL PHOTOGRAPHIE, ARLBERG1800 RESORT/SIMON VERES (2)

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