Was können
Genossenschaften?
Bereits im Mittelalter hat es Genossenschaften gegeben, also
einen Zusammenschluss mehrerer Personen, die denselben Zweck
verfolgen. Mittlerweile sind sie in der Moderne angekommen.
Doch welche Vorteile haben sie und sind sie auch für den Tourismus
interessant? Daniel Wibmer von der Stabsstelle Innovative
Genossenschaft der RLB Tirol AG klärt auf.
Text: Rebecca Müller
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Wann sollte man eine Genossenschaft
gründen?
Die Gründung einer Genossenschaft bietet sich an, wenn
mehrere Menschen dasselbe Ziel erreichen oder ein bestimm-
tes Projekt umsetzen wollen. ImGegensatz zu einer GmbH gibt
es bei der Genossenschaft kein notwendiges Mindestkapital.
Die Satzung ist flexibel gestaltbar und lässt sich optimal an das
jeweilige Vorhaben anpassen. Damit kommt die Genossenschaft
kooperativem, nachhaltigem und innovativemUnternehmertum
sehr entgegen.
Was ist eine
Genossenschaft?
Die Genossenschaft ist eine
Rechtsform, in der die Mitglie-
der zugleich Kapitalgeber und
Geschäftspartner sind. Sie ist
daher ideal für Menschen, die
gemeinsam etwas umsetzen
wollen. Genossenschaften gelten
als sehr sichere Rechtsform. Die
Erfahrung lehrt, dass sie selten
insolvent werden. Die Struktur
von Genossenschaften lehnt sich
an das Vereinswesen an. Sie sind
einfach gestrickt, was sie als Un-
ternehmensform attraktiv macht.
Für welche Unternehmen ist die Rechtsform geeignet?
Die Rechtsform der Genossenschaft eignet sich für kooperationswillige Unternehmen, un-
abhängig von ihrer Größe und vomGeschäftsmodell, für Jungunternehmer, für Bürgerbe-
teiligungen sowie für Dienstleister. Moderne Genossenschaften sind unter anderem in den
Bereichen erneuerbare Energieversorgung, regionale Infrastruktur, Wohnen und Pflege
oder Car-Sharing zu finden.
Machen Genossenschaften
auch imTourismus Sinn?
In Österreich entwickelt sich gerade ein Trend,
dass zumBeispiel kleine Nahversorger oder auch
Dorfgasthäuser von einer Genossenschaft betrie-
ben werden. Doch kann das auch zumBeispiel bei
Hotels oder Pensionen funktionieren?
Die Antwortet lautet: Auf jeden Fall! Denn über-
all, wo Kooperationen imVordergrund stehen, ist
die Genossenschaft die ideale Rechtsform – sei
es bei thematischen oder regionalen Koopera-
tionen, bei Angebotsgruppen, Einkaufsgemein-
schaften oder bei Beteiligungsmodellen für
Betriebe. Letzteres bietet sich als hervorragen-
des Instrument zur Betriebsnachfolge an.
Speziell imTourismus, der sich stets rasch an
gegebene Marktsituationen anpassen muss, ist
die flexible und unkomplizierte Art der Genos-
senschaft eine guteWahl.
„In ihrer Struktur ist die
Genossenschaft an das
Vereinswesen angelehnt.
Diese Einfachheit macht sie
als Unternehmensform so
attraktiv.“
Mag. Dr. Daniel Wibmer,
Stabsstelle Innovative Genossenschaft
© RLB TIROL AG
WELCHE VORTEILE
BRINGT DAS MODELL?
Rechtlich:
• problemloser Ein- und Austritt
von Mitgliedern
• flexible Gestaltung der Ko-
operation in der Satzung ohne
notarielle Mitwirkung
• individuelle Ausformung des
Stimmrechts
• keine Prospekt- und Informati-
onspflicht für Bürgerbeteiligung
und Crowdfunding (abhängig
von der Größenordnung)
• Genossenschaften unterliegen
nicht der Mindestkörperschaft-
steuer
Wirtschaftlich:
• Synergien durch Kooperationen,
gleichzeitig bleibt die Selbststän-
digkeit erhalten
• Offenheit für neue Kooperations-
partner
• hohe wirtschaftliche Sicherheit
• laufende Betreuung und Prüfung
durch den Revisionsverband
Stabsstelle Innovative
Genossenschaft
Um sich in Zukunft noch mehr im
Bereich Genossenschaften zu engagie-
ren, hat die RLB Tirol AG die Stabsstelle
Innovative Genossenschaft gegründet.
Sie ist in der Kommunikationsabteilung
angesiedelt und wird künftig in enger
Zusammenarbeit mit dem Raiffeisen-
verband Tirol über Genossenschaften
und ihre vielseitigen Möglichkeiten
informieren.
Kontakt
Mag. Dr. Daniel Wibmer
Raiffeisen-Landesbank Tirol AG
Stabsstelle Innovative Genossenschaft
E:
daniel.wibmer@rlb-tirol.atT: 0512 / 5305-12422