viel zu viel geplant. Im zweiten Jahr gab es statt sechs
Veranstaltungen nur noch zwei klassische Konzerte
pro Woche. Auch bei den Kunstausstellungen habe ich
von zwei auf eine Ausstellung pro Jahr reduziert. Im
Juli eröffnen wir eine große Ausstellung mit Hermann
Nitsch.“
ZUSATZNUTZEN IM EVENTBEREICH
AbgesehenvomkulturellenWertkonntedieFamilieWer-
ner vor allem im MICE-Geschäft (Meetings, Incentives,
Conventions, Events) von der topmodernen Kunst- und
Konzerthalle profitieren: „Hier können wir für bis zu 150
Gäste eine perfekte Infrastruktur zur Verfügung stellen
und den Gästen mit der Kultur ein zusätzliches Angebot
bieten.“ Bereits imWinter 2016 wurde der Umsatz „nach
mehreren schwierigen Jahren“ erstmals wieder gestei-
gert, um satte 25 Prozent. Dass die Räumlichkeiten von
arlberg1800 so geplant wurden, dass sie multifunktional
genützt werden können, hat sich gelohnt: „Wir hatten
bereits Autopräsentationen, Tony Blair als Speaker und
ein Harley-Treffen hier. Was all diese Veranstaltungen
so speziell macht, ist die Kunst. Man ist nicht in einem
‚normalen‘ Konferenzzentrum, sondern mitten in einer
Ausstellung. Wo gibt es diese Möglichkeit sonst schon?“
Trotz dieser positiven Zwischenbilanz ist Florian
Werner der Meinung, dass Touristiker nur dann selbst
ein Kulturangebot schaffen sollten, wenn sie „wirklich
die große Leidenschaft dafür haben – nicht einfach nur
so, weil man etwas machen muss“.
Nicht nur ein
Zuckerl
Ein hochkarätiges Kulturprogramm kann
Tourismusregionen dabei helfen, die
Saison zu verlängern oder eine spezielle
Gästeschicht anzuziehen. Beispiele dafür
gibt es im ganzen Land.
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T
irol ist Sportland, aber auch Kulturland. Vor
allem im Sommer reihen sich Musikveranstal-
tungen, Freilufttheater & Co. auch abseits der
bekannten Kulturpfade aneinander. Manche
dieser Angebote sind über Jahrzehnte gewachsen und
haben den regionalen Tourismusbetrieben geholfen, sich
ganzjährig zu etablieren. Wieder andere wurden speziell
geschaffen, „um die restlichen acht Monate des Jahres zu
beleben“, wie es FlorianWerner ausdrückt.
„WIRKLICH DAFÜR BRENNEN“
Der Sohn des Tourismuspioniers Adi Werner hat in St.
Christoph am Arlberg einen sehr mutigen Weg gewählt,
die Saison durch Kunst und Kultur zu verlängern. Im
Herbst 2015 hat Florian Werner die imposante Kunst-
und Konzerthalle arlberg1800 eröffnet. „Als ich 1993
nach sieben Jahren im Ausland nach Hause gekommen
bin, war ich in den ersten Jahren ständig auf der Suche,
was wir für die Saisonverlängerung tun könnten. Irgend-
wann habe ich aufgehört zu suchen“, erzählt er. Im Som-
mer 2006 habe schließlich die Kultur ihn gefunden: „Wir
haben für meine Schwester zur Hochzeit ein Bild gemalt,
und das war der auslösende Moment. Da habe ich wirk-
lich für die Kunst zu brennen begonnen.“
In einem architektonisch spannenden Umfeld
hochkarätige Ausstellungen und Konzerte zu bieten
– das ist die Grundidee hinter arlberg1800. Nach dem
ambitionierten Programm im ersten Jahr musste Flori-
an Werner einige Anpassungen vornehmen: „Ich hatte
»
Produktionen wie
„Das Rheingold“
bringen jeden
Sommer Opernfans
zu den Tiroler
Festspielen Erl.
© TIROLER FESTSPIELE ERL/APA-FOTOSERVICE/XIOMARA BENDER
Mehrwert schaffen
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