Kilometer Null:
Christine Lindner, Geschäftsführerin des Hotels Penzinghof,
Oberndorf, Tirol
Christine Lindner ist Geschäftsführe-
rin des Hotels Penzinghof, das direkt an
das Stammhaus – die Landwirtschaft
der Familie Lindner – angegliedert ist.
Das Hotel zählt nicht nur Tirol-Urlauber
unter anderem aus Deutschland, Italien
und Holland zu seinen Gästen, sondern
auch viele Einheimische aus den umlie-
genden Gemeinden.
Lindner selbst fährt oft nach Südtirol
und findet dort regelmäßig Inspiration
für den eigenen Gastronomiebetrieb. Ein
Beispiel, das sie nachhaltig beeindruckt
hat, ist die Ladenkette „Pur“, die an vier
Südtiroler Standorten hochwertige Pro-
dukte mit einembäuerlich-kulinarischen
Schwerpunkt aus der Region anbietet.
Südtiroler Gastronomiebetriebe, denen
regionale Nachhaltigkeit und eine hohe
Qualität der Nahrungsmittel ein Anlie-
gen sind, kaufen regelmäßig im „Pur“ ein.
Christine Lindner schätzt genau diesen
nachhaltigen Gedanken, den sie im ei-
genen gastronomischen Alltag ebenfalls
– wo immer möglich – umsetzt. Sie ver-
kocht hochqualitativeProdukte, die inder
eigenen Verwandtschaft produziert wer-
den oder direkt aus der bäuerlichen Regi-
on Kitzbühel stammen. Einer ihrer Brü-
der betreibt die andasHaus angegliederte
Landwirtschaft, ein weiterer Bruder eine
eigene Käserei. Eine Schwester ist Apfel-
und Weinbäuerin in Südtirol, ein Cousin
ist Winzer in der Südsteiermark: Sie alle
liefernWaren an den Penzinghof.
Unter dem Motto „Kilometer Null“
fasst dieGastronomin dieVorteile dieser
Wirtschaftsweise zusammen: „Ichweiß,
wo die Produkte herkommen, wie sie
hergestellt wurden, wo die spezifischen
Qualitäten liegen, stärke die Region
und verursache möglichst wenig Trans-
portkosten. Diese Qualität schmeckt
unseren Gästen, das bekommen wir als
regelmäßiges, wohlwollendes Feedback
zurückgemeldet!“
www.penzinghof.atTourismus anno 2017:
Mario Gerber, Inhaber und Geschäftsführer der Gerber Hotels Kühtai,
Vorstand des Tourismusverbands Innsbruck und Fachgruppenobmann der Tiroler Hotellerie
Als leidenschaftlicherWirt ist Mario Gerber davon über-
zeugt, dass Gastronomen Augen und Ohren offen halten
müssen, um Trends, die in anderen touristischen Regio-
nen funktionieren, für Tirol aufgreifen zu können. Diese
Vorgangsweise soll laut Gerber allerdings nur ergänzend
eingesetzt werden und nicht als Ersatz für eine grund-
sätzlich innovative touristische Denkart missverstan-
den werden.
Er selbst lässt sich gerne durch innen- und außenar-
chitektonische Details inspirieren. In Amerikas Enter-
tainment-Metropole Nummer eins, Las Vegas, stieß
Mario Gerber auf die dort seit Jahrzehnten gepflegte
Tradition, in allen Hotels Hochflor-Teppichböden zu ver-
legen. In Tirol war dies lange ein No-Go für Hotels, vor
allem auch für diejenigen Bereiche, die mit Skischuhen
betreten werden. Stattdessen wurden Fliesen – mit allen
akustischen und optischen Nachteilen – verbaut.
Inzwischen hat sich in diesemBereich technisch der-
art viel verändert, dass Mario Gerber in einem von ihm
derzeit neu gebauten Hotel ohne Reue Hochflorteppiche
verlegen lässt: „Die Vorteile überwiegen. Die neuen Tep-
piche nutzen sich nur sehr langsam ab, sind bezahlbar,
verhelfen jedem Raum zu einer eigenständigen, gemüt-
lichen Atmosphäre und haben auch vom hygienischen
Standpunkt aus keineNachteilemehr.“ Einweiteres The-
ma, das Gerber in Amerika bereits sehr gut umgesetzt
gesehen hat, ist die innovative digitalisierte Kommuni-
kationmit demGast: „Wir leben im Jahr 2017, dieser Tat-
sache gilt es auch mit touristischen Konzepten zu ent-
sprechen. Eine Infotainment-Säule vor und im eigenen
Betrieb ist anderswo längst gang und gäbe. Bei uns wird
man derartige Kommunikations- und Verkaufsmöglich-
keiten schon bald in jedemHaus finden, das auf sich hält.“
Ähnlich wichtig ist für Mario Gerber ein Reagieren
des Tourismus auf den weltweiten Trend der Elektrifizie-
rung des Individualverkehrs. „Norwegenmacht es vor, der
Rest Europas wird schon bald nachziehen. Auch in Tirol
reisen schon jetzt immer mehr Gäste mit dem E-Pkw an.
Dieser Tatsache entspreche ich mit 15 Schnelllade-Sta-
tionen, die Hausgäste am Parkplatz des von mir derzeit
neu gebauten Hotels finden werden. Zusätzlich dazu ste-
hen unseren À-la-carte-Tagesgästen drei Ladestationen
unentgeltlich zur Verfügung und helfen so mit Sicherheit
mit, deren positive Bindung an unserHaus zu verstärken.“
www.gerberhotels.com24
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AN DER
PREISSCHRAUBE DREHEN:
Georg Hofer ist Student am MCI und konnte
2016 dank finanzieller Unterstützung durch den
Raiffeisen International Award
ein Auslands-
semester in Dubai verbringen. Dort studierte
er an der
„Emirates Academy of Hospitality
Management“
, einer der besten Hotelle-
rie-Hochschulen weltweit. Seinen Ausbildungs-
schwerpunkt legte der Südtiroler dabei auf das
Fach
„Revenue Management“
. Inhalt dieses
Faches ist unter anderem die gastronomische
Umsatzsteigerung über flexible Preisstrategien.
Seine zentrale Erkenntnis, die er durch die
Beschäftigung mit diesem Fach gewonnen hat:
„Entgegen der in der heimischen Hotellerie
noch oft gepflegten Tradition der fixen Preise,
die zu Saisonbeginn bestimmt werden, besitzen
flexible Preisstrategien
einige Vorteile: Mithilfe
stündlich oder täglich wechselnder Preise
können Hoteliers besser auf Parameter wie die
momentane Buchungslage eingehen.“ Die Idee
dahinter: Wer heute fast ausgebucht ist, geht
mit dem Zimmerpreis nach oben, wer um den
morgigen Leerstand nach Urlaubsende weiß,
macht die Zimmer billiger und damit für Zwi-
schensaisons-Gäste besonders attraktiv.
Dabei spielt das sogenannte
„Forecasting“
eine
wichtige Rolle, wie Georg Hofer ausführt: „Es
gibt im Wesentlichen drei Datensätze, die man
zur Berechnung der flexiblen Preisgestaltung
heranziehen kann: alte Datensätze, also die
Buchungserfahrung aus den letzten Jahren,
dann die momentane Marktbetrachtung, die
auch kurzfristig angesetzte Events berücksich-
tigt, und schließlich fixe Zukunftsdaten, wie zum
Beispiel der Ferienbeginn in Holland. Wenn ein
Betrieb eine flexible Preisgestaltung, die auf
derartige Daten aufbaut, nicht im Griff hat, lässt
er viel Geld liegen.“
www.emiratesacademy.eduIn den Gerber Hotels wird die touristische Zukunft schon
jetzt spürbar: im Bild das Hotel Alpenrose.
Gäste des Hotels Penzinghof werden vorzugsweise mit
Qualitätsprodukten direkt aus der Region versorgt.
Vorausdenken
Vorausdenken
„Wenn ein Betrieb eine
flexible Preisgestaltung
nicht imGriff hat, lässt er viel
Geld liegen.“
Georg Hofer, Student am MCI, Preisträger des
Raiffeisen International Awards 2016
„Wir leben im Jahr 2017,
dieser Tatsache gilt es auch
mit touristischen Konzep-
ten zu entsprechen.“
Mario Gerber
„Diese Qualität schmeckt
unseren Gästen!“
Christine Lindner
VONAUSSEN
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