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Lagebericht

Österreichs Wirtschaft: Weniger Wachstum,

höhere Inflation

Die wirtschaftliche Entwicklung Österreichs blieb 2015 – wie

auch schon 2014 – hinter jener der Eurozone zurück:

• Das heimische Bruttoinlandsprodukt nahm um 0,9 Prozent zu,

der Konsum lediglich um 0,2 Prozent. Ein Grund dafür war der

leichte Rückgang der real verfügbaren Haushaltseinkommen

(–0,4 Prozent). Leicht positive Wachstumsbeiträge lieferten

der öffentliche Konsum (+0,8 Prozent), die Bruttoanlageinves-

titionen (+0,5 Prozent) und die Nettoexporte (+0,4 Prozent).

• Die Inflationsrate war 2015 mit 0,8 Prozent – wie schon in den

vergangenen Jahren – höher als in der Eurozone (+0,1 Pro-

zent).

• Der gesamtstaatliche Budgetsaldo verbesserte sich deutlich

auf –1,6 Prozent des Bruttoinlandsprodukts (nach –2,7 Pro-

zent im Vorjahr).

• Der Leistungsbilanzüberschuss stieg von 2,0 Prozent auf 2,7

Prozent an.

Arbeitslosigkeit und Arbeitskräfteangebot

steigen

Die Beschäftigung entwickelte sich trotz der schwachen Kon-

junktur robust. Beispielsweise stieg die Anzahl der Arbeitnehmer

um 0,7 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Konjunkturell aussage-

kräftiger ist jedoch eine Betrachtung der geleisteten Arbeitsstun-

den: Diese stagnierten 2015 nahezu (+0,1 Prozent), weil vor al-

lem die Teilzeitquote stark angestiegen ist. Diese erreichte im

zweiten Quartal mit 27,6 Prozent einen neuen Höchststand. Im

Gegenzug ging die Anzahl der Vollzeitbeschäftigten leicht zu-

rück. Laut Eurostat stieg außerdem die Arbeitslosigkeit von 5,6

Prozent im Jahr 2014 auf 5,8 Prozent im Jahr 2015. Das Arbeits-

kräfteangebot stieg ebenso und wird sich vor allem aufgrund

der Migrationsbewegungen 2016 und im Jahr darauf um insge-

samt zusätzliche 50.000 Personen erhöhen.

Privater Konsum als Wirtschaftstreiber 2016

Konjunkturell rechnen Experten in Österreich für 2016 mit einer

Wachstumsbeschleunigung auf 1,9 Prozent, die vor allem vom

privaten Konsum getragen werden soll. Eine Voraussetzung dafür

ist die Steuerreform 2016, die eine spürbare Entlastung der Net-

toeinkommen bringt. Gleichzeitig führen die öffentlichen Aufwen-

dungen für Asylwerber und anerkannte Flüchtlinge in Form von

Transferzahlungen zu einer Erhöhung der nominellen Haushalts-

einkommen. Die steigende Inflation dämpft die reale Einkom-

mensentwicklung zwar etwas, das Wachstum des privaten Kon-

sums sollte sich aber trotzdem auf 1,6 Prozent beschleunigen.

Tirol im Vergleich besser als Österreich

Tirols Wirtschaft präsentierte sich sowohl 2015 als auch Anfang

2016 stark und steht im Vergleich zur österreichischen besser

da. Das reale Wirtschaftswachstum in Tirol wird 2015 voraus-

sichtlich 1,3 Prozent betragen (Österreich: 0,9 Prozent). Auch

in den Prognosen für 2016 liegt Tirol mit 2,1 Prozent vor Öster-

reich (1,9 Prozent). Bei der Arbeitslosenquote zeigt sich ein we-

sentlich größerer Unterschied: Während die Arbeitslosenquo-

te in Tirol von 7,0 Prozent auf 7,3 Prozent voraussichtlich gering

steigt, erwarten Experten bei der österreichischen einen stärke-

ren Anstieg von 9,1 Prozent auf 9,7 Prozent (nationale Berech-

nungsmethode).

Tiroler Wirtschaft präsentiert sich robust

Der Geschäftsklimawert (Dezember 2015) lag mit 34 Prozent-

punkten im langjährigen Vergleich der Dezemberwerte deutlich

über dem Durchschnitt. Zu diesem Zeitpunkt bewerteten laut

Top-Tirol-Konjunkturbarometer 46 Prozent der befragten Leitbe-

triebe die wirtschaftliche Situation als gut, nur 7 Prozent waren

mit dieser unzufrieden. Allen voran die Exportwirtschaft blickt

optimistisch auf 2016 voraus. Genau die Hälfte der exportieren-

den Betriebe erwartet sich steigende Umsätze im aktuellen Ge-

schäftsjahr. Die positive Stimmung geht von den Großbetrieben

aus, die Klein- und Mittelbetriebe zeigen sich eher verhalten.

Unsicherheit bremst Tiroler Tourismusbetriebe

30 Prozent der Tiroler Tourismusbetriebe sehen eine Verschlechte-

rung der Roherträge in der Wintersaison. Außerdem führt die Steu-

erreform 2016 zu Mehrbelastungen (Erhöhung der Umsatzsteuer

ab April 2016 und Registrierkassenpflicht), die deutlich höher aus-

fallen als in anderen Branchen. Die damit verbundene Unsicherheit

der heimischen Touristiker drückt spürbar die Bereitschaft für neue

Investitionen: 58 Prozent der Tourismusunternehmen werden in

der ersten Jahreshälfte 2016 weniger investieren als zuletzt, ledig-

lich 18 Prozent werden ihre Investitionen erhöhen. Die Investitions-

schwäche ist aber kein Tiroler bzw. Tourismus-Spezifikum, sondern

zeigt sich in der gesamten österreichischen Wirtschaft.