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Interview mit Dr. Johannes Ortner
Seit 1. April 2016 ist Dr. Johannes Ortner neuer Vorstandsvorsitzender der Raiffeisen
Landesbank Tirol AG. Im Bankgeschäft will er wieder mehr zurück zu den Wurzeln, mit der
Übersiedlung nach Tirol ist er seinen privaten Wurzeln zumindest geografisch wieder ein
Stück näher gerückt.
Er mag Menschen, sagt Dr. Johannes Ortner von sich selbst. Das
merkt man auch schnell, wenn man mit ihm ins Reden kommt. Es
ist echtes Interesse daran, was um ihn herum passiert, nichts Aufge-
setztes. Und er kann herzhaft lachen. Das ist sehr erfrischend, weil
das nicht mehr viele Menschen können – zumindest außerhalb des
privaten Rahmens. Ortner ist authentisch, so wie es seiner Meinung
nach auch die Bank sein soll. Es geht um Ehrlichkeit und Vertrauen.
Nicht so viel zu lachen hatte indes wohl sein Gesangsensemble
„Schwarzacher Doppelquartett“, das er mit dem Umzug von Vorarl-
berg nach Tirol hinter sich lassen musste. Denen fehlt jetzt nämlich
eine Stimme. Die setzt Ortner dafür jetzt umso mehr in der Raiffei-
sen-Landesbank Tirol AG ein. Das hat er auch schon bei den ers-
ten Sondierungsgesprächen so gemacht, bei denen er klar geäußert
hat, wohin er mit der Bank möchte. „Ich war in meinen Aussagen
recht provokant“, gesteht er. „Offensichtlich sind diese Gedanken
aber gut angekommen, sonst würde ich heute nicht hier sitzen.“
Dass Ortner im Allgemeinen aber ein angenehmer Arbeitskolle-
ge ist, zeigt die Tatsache, dass ihm seine Mitarbeiter einen Segel-
schein geschenkt haben, als er von der DZ Bank in München an
den Bodensee zur Raiffeisenlandesbank Vorarlberg gewechselt ist.
Den Segelschein hat er gemacht, ohne vorher je daran gedacht zu
haben. Das zeigt, dass ihm eine gewisse Spontaneität innewohnt.
Mittlerweile hat Ortner auch den Hochseeschein. Navigieren auf
stürmischer See ist ihm also per se nicht fremd. Risiken abzuwä-
gen und Herausforderungen anzunehmen ist nicht nur am Wasser
essenziell, sondern auch im Job. Wir sprachen mit dem gebürtigen
Salzburger, der aus Vorarlberg nebst viel Erfahrung auch einen
leicht eingefärbten Dialekt mitgebracht hat.
Sie meinten unlängst, Sie hätten selbst gerne eine Bank gegrün-
det. Warum sind Sie schließlich doch Raiffeisen treu geblieben?
Dr. Johannes Ortner:
Mich hat das Jahr 2009 mit der Finanzkri-
„Ich bin gern unter Menschen.“