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Lagebericht

Wirtschaftliche Entwicklung 2015

Europa erholt sich langsam

Das europäische Wirtschaftsklima hat sich 2015 mit einem mo-

deraten Wachstum von 1,5 Prozent wieder leicht verbessert. Al-

len voran belebte der private Konsum die Wirtschaft. Dass sich

die Stimmung von Verbrauchern und Unternehmen deutlich auf-

hellte, zeigten mehrere Umfragen: Das Stimmungsbarometer er-

reichte das höchste Niveau seit vielen Jahren.

Inflation lässt Zinsen tief bleiben

Weit entfernt von einem hohen Niveau war die Inflationsrate.

Diese verharrte den Großteil des Jahres um die 0-Prozent-Mar-

ke. Verantwortlich dafür waren die rückläufigen Energiepreise.

Aufgrund der niedrigen Inflationsrate waren Zinserhöhungen in

Europa kein Thema. Ganz im Gegenteil: Die Zinsen wurden wei-

ter gesenkt und werden auch in nächster Zeit auf tiefen Niveaus

bleiben. Aber nicht nur die Inflation stellte Europa vor Heraus-

forderungen. Während die zähen Verhandlungen zwischen Grie-

chenland und seinen Gläubigern das erste Halbjahr prägten,

beschäftigten Europa in der zweiten Jahreshälfte der Flücht-

lingsstrom und die Terroranschläge von Paris.

USA legten vor

In den USA hat die Wirtschaft die Krise endgültig überwunden.

Das reale Bruttoinlandsprodukt legte gegenüber 2014 um 2,5

Prozent zu. Auch der Arbeitsmarkt entwickelte sich 2015 positiv.

Es wurden 2,5 Millionen neue Jobs geschaffen und die Arbeits-

losenquote sank von 5,6 Prozent auf 5,0 Prozent. Außerdem

hob die US-Notenbank Fed erstmals seit Juni 2006 den Leitzins

wieder an. Da die Finanzmärkte entsprechend darauf vorbereitet

wurden, fielen die Reaktionen unspektakulär aus.

Insgesamt gutes Jahr für Aktionäre

Das Börsenjahr 2015 war geprägt von teilweise heftigen Aus-

schlägen. Gute und schlechte Nachrichten wechselten sich in

kurzen Intervallen ab. So notierten viele etablierte Aktienindi-

zes, wie zum Beispiel der deutsche DAX und der japanische Nik-

kei 225, im ersten Halbjahr 2015 zeitweise um 20 Prozent höher

als zu Jahresbeginn. Im August löste eine Reihe von schwachen

Wirtschaftszahlen aus China globale Wachstumssorgen aus. Die-

se zwangen die Indizes an den etablierten Aktienmärkten vor-

übergehend ebenso in die Knie wie jene der Schwellenländer.

Schon im Herbst konnten die wichtigsten globalen Aktienindi-

zes aber wieder einen guten Teil dieses Rückgangs aufholen und

selbst der VW-Abgasskandal und die sich abzeichnende Zins-

wende in den USA konnten die Stimmung nur kurzzeitig dämp-

fen. Darüber hinaus war die Gewinnsituation der Unternehmen

bis zuletzt ansprechend und die (zuvor meist abgesenkten) Er-

wartungen der Analysten konnten mehrheitlich übertroffen wer-

den. Die Kurse der Unternehmen haben jedoch in den vergan-

genen Jahren stärker angezogen als deren Gewinne. Das führte

zu steigenden Bewertungskennzahlen. Trotzdem erscheinen Ak-

tien – insbesondere in der Eurozone – im Vergleich zu anderen

Anlageklassen (vor allem Anleihen) auch Ende 2015 günstiger

bewertet. Aktien in den entwickelten Märkten schlossen das ver-

gangene Jahr deutlich besser ab als jene in den Schwellenlän-

dern.

Auch Auf und Ab bei Anleihen

Die Europäische Zentralbank (EZB) beeinflusste mit ihren geld-

politischen Maßnahmen die Kapitalmärkte 2015 entscheidend.

Ab März 2015 kaufte sie ein Anleihevolumen von 60 Mrd. Euro

pro Monat an. Im Dezember legte die Notenbank noch einmal

nach: Sie senkte den Einlagezinssatz für Banken auf –0,30 Pro-

zent und erweiterte bzw. verlängerte ihr Anleihekaufprogramm.

Zweijährige deutsche Staatsanleihen wiesen über das gan-

ze Jahr eine negative Rendite aus und fielen Anfang Dezem-

ber auf knapp –0,45 Prozent. Bemerkenswert entwickelte sich

die Rendite für zehnjährige deutsche Staatsanleihen. Diese fiel

von Jahresbeginn bis Mitte April von 0,60 Prozent auf 0,05 Pro-

zent drastisch zurück. Binnen zweier Monate holte sie jedoch

die Abwärtsbewegung mehr als auf und erhöhte bis Mitte Juni

die Marktverzinsung auf bis zu 1,05 Prozent. In der zweiten Jah-

reshälfte fiel die Rendite zeitweise wieder auf unter 0,50 Prozent

zurück und lag per Jahresende bei 0,63 Prozent. Die Risikoauf-

schläge der wichtigsten Peripheriestaaten Spanien und Italien

stiegen im ersten Halbjahr noch an, in der zweiten Jahreshälfte

war dann eine deutliche Entspannung zu beobachten.

Herausforderung Refinanzierung

Die Stimmung ausländischer Investoren hat sich gegenüber ös-

terreichischen Emittenten aus dem Bankenbereich aufgrund des

Heta-Moratoriums verschlechtert. Die Raiffeisen-Landesbank

Tirol AG refinanziert sich über einen diversifizierten Funding-Mix

inklusive Retail-Einlagen und Einlagen von Tiroler Raiffeisen-

banken. Die Verbindlichkeiten gegenüber Kunden und die ver-

brieften Verbindlichkeiten konnten im Berichtsjahr weiter ausge-

baut werden. Zur Liquiditätsverbesserung wurde gemeinsam mit

den Tiroler Raiffeisenbanken am Ausbau des hypothekarischen

Deckungsstocks zur Begebung von fundierten Bankschuldver-

schreibungen gearbeitet.

Generell konnte sich auch die Raiffeisen-Landesbank Tirol AG

dem allgemeinen Margendruck am österreichischen Markt nicht

entziehen.