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Lagebericht
Österreichs Wirtschaft im Vergleich
Die wirtschaftliche Entwicklung in Österreich blieb auch im vergan-
genen Jahr in wesentlichen Bereichen hinter jener der Eurozone
zurück. Für 2014 dürfte das BIP-Wachstum nach den letzten Hoch-
rechnungen lediglich bei 0,4 Prozent liegen. Diese Entwicklung hat
sowohl außenwirtschaftliche als auch hausgemachte Ursachen.
Außenwirtschaftlich belasten vor allem die grundsätzlich anhalten-
de Schwäche des Euroraumes sowie geopolitische Spannungen
(Ukraine-Konflikt) die Aussichten für die Exportwirtschaft.
Umso größere Bedeutung kommt somit der Inlandsnachfrage als
Wachstumsträger zu. Die oben genannten Faktoren wirken sich
jedoch auch hier negativ aus. Die Unsicherheit bezüglich der Ab-
satzchancen im In- und Ausland führt zu einer nur geringen In-
vestitionsbereitschaft der Unternehmen. Und auch der wichtige
private Konsum schwächelt. Die schwache Realeinkommensent-
wicklung lässt den privaten Haushalten wenig Spielraum für zu-
sätzliche Konsumausgaben. Die Inflationsrate lag im Jahr 2014
mit rd. 1,8 Prozent deutlich über jener im Euroraum. Dies reflek-
tiert stärker steigende Nahrungsmittel- und insbesondere Dienst-
leistungspreise in Österreich. Der zuletzt deutliche Rückgang
des Ölpreises wird sich in Form fallender Energiepreise im Jahr
2015 dämpfend auf die Inflationsentwicklung auswirken, der re-
lativ große Abstand zum Euroraum dürfte jedoch bestehen blei-
ben.
Schwierig bleibt auch die Lage am österreichischen Arbeits-
markt, welche von der schwachen Konjunktur und einem stei-
genden Arbeitskräfteangebot bestimmt wird. Gemäß AMS lag die
Arbeitslosigkeit im Jahr 2014 bei 8,4 Prozent und dürfte im Jahr
2015 noch leicht ansteigen.
All diese Faktoren sollten zwar heuer zu einer leichten Wachs-
tumsbeschleunigung in Österreich führen, wobei das Wachstum
wohl nach wie vor unter 1 Prozent liegen wird. Dabei ist die Pro-
gnoseunsicherheit jedoch sehr hoch und die Risiken überwiegen
gegenüber den Chancen. Faktoren, die bereits kurz nach Jah-
resbeginn schlagend wurden (Aufwertung Schweizer Franken,
Regierungswechsel in Griechenland), sind in den
bisherigen Prognosen natürlich noch nicht berücksichtigt.
Die Wirtschaft in Tirol hat sich im Jahr 2014 im Einklang mit der
gesamtösterreichischen Entwicklung präsentiert und wird wohl
auch 2015 ähnlich stark (bzw. schwach) wachsen. Die relativ
hohe Arbeitslosigkeit, gepaart mit der hohen Abgabenbelastung,
dämpft weiterhin den privaten Konsum.
Die Hoffnungen der Tiroler Wirtschaft liegen daher eher im Ex-
portbereich, der jedoch 2014 ebenfalls stagnierte. Die schon an-
gesprochenen strukturellen Rahmenbedingungen (starker USD,
moderate Energiepreise etc.) geben jedoch Anlass zur Hoffnung,
dass es 2015 zu einer (leichten) Trendwende kommen dürfte und
das Exportvolumen um bis zu 2 Prozent auf rd. 11,1 Mrd. EUR
ansteigt.
Die Eintrübung der gesamtwirtschaftlichen Lage vor allem im
Herbst hat sich auch in der Einschätzung und Stimmung der Ti-
roler Wirtschaftstreibenden niedergeschlagen. Dabei ist ein deut-
licher Unterschied zwischen Dienstleistern und Produzenten fest-
stellbar. Während 40 Prozent der Dienstleistungsbetriebe die
wirtschaftliche Lage positiv einschätzen, tun dies im produzie-
renden Bereich lediglich 30 Prozent der Befragten. Und auch bei
den Erwartungen für 2015 sind die Dienstleister, allen voran der
Tourismus, deutlich positiver gestimmt.
Mit einer Erholung am Tiroler Arbeitsmarkt ist auch 2015 nicht zu
rechnen. Im Jahr 2014 lag die Arbeitslosigkeit (AMS) bei 6,9 Pro-
zent und damit wie in den letzten Jahren unter dem österreichi-
schen Durchschnitt. Dennoch liegt sie – im Vergleich zu den Vor-
jahren – relativ hoch und wird im heurigen Jahr voraussichtlich
auf über 7 Prozent ansteigen.