Seite 2 - Raiffeisen kompakt Ausgabe 03/2013

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Wirtschaftsinformation der Tiroler Raiffeisenbanken
Raiffeisen kompakt 03/2013
InteR/natIOnal
aufwertungs-
trendwahr-
scheinlich
Die Entwicklung des Schweizer
Franken hat in den letzten Jah-
ren vielerorts für Kopfzerbrechen
gesorgt. Mit Kursen wie noch vor
einigen Jahren darf in nächster
Zeit jedenfalls nicht gerechnet
werden.
D
ie Hoffnung währte nur kurz:
Zu Jahresbeginn hatte der
Schweizer Franken (CHF) ge-
genüber dem Euro aufgrund
von größerem Konjunkturoptimismus und
einer höheren Risikoneigung der Investoren
abwerten können, wodurchEUR/CHF kurz-
zeitig 1,25 überschritten hatte. Bald aber
wurde der Optimismus von enttäuschen-
den Konjunkturzahlen in Europa und durch
Themen wie Zypern oder Italien gedämpft
und der CHF legte in Folge wieder zu.
Das prinzip Unzerbrechlich
Gloryfy-Brillen sind „unbreakable“. Und sie halten, was sie versprechen. Denn Gestell und Linsen
der Tiroler Hightech-Eyewear lassen sich verbiegen und verdrehen, ohne Schaden zu nehmen.
G
loryfy-Brillen sind elastisch,
praktisch unzerstörbar. Kei-
ne andere Brille am Markt
ist nur ansatzweise so wider-
standsfähig. Der Grund: Gloryfy verwen-
det keine in der Brillenproduktion üblichen
Polycarbonate, sondern Kunststoff, der im
Seilbahnbau und Autobereich eingesetzt
wird. Und: Über die Jahre haben Gloryfy-
Gründer Christoph Egger und sein mittler-
weile 20-köpfiges Team ein Know-how über
Kunststoffe, Spritzguss, Formenbau und
Fertigungstechniken zusammengetragen,
das seinesgleichen sucht.
Der 46-jährige Zillertaler, gelernter
Sportverkäufer und auch Inhaber einer
gut gehenden Werbeagentur, hat sich so in
den letzten Jahren mit einem Produktions-
standort in seinem Heimatort Mayrhofen
und dem Firmensitz in Rotholz ein im Ver-
gleich zu Branchenriesen wie Luxottica
(Oakley, RayBan …) zwar kleines, aber unge-
mein innovatives und dynamisches Brillen-
imperium aufgebaut.
SteinigerWeg.
Dabei passt dasPrädikat „unbreakable“ auch
gut zum Firmengründer selbst. Von den ers-
ten Versuchen, die Egger 2004 unternimmt,
um sich seinen Traum von der elastischen
Sportbrille zu verwirklichen, bis zur Markt-
einführung 2008 ist es ein weiter, steiniger
Weg. Sowohl technisch als auch wirtschaft-
lich. Und selbst als die ersten Brillen ihren
Weg in die Geschäfte schaffen – ein Meilen-
stein, den nicht nur Skeptiker für unmög-
lich gehalten haben –, bleibt die Lage an-
gespannt. „Zu Beginn waren wir zwar am
Markt, haben aber noch in Prototypenfer-
tigung produziert“, erinnert sich Christoph
Egger. „Das war eine schlimme Phase, denn
wir haben im Prinzip mit jedem verkauften
Produkt Geld verloren. Da ist die Luft finan-
ziell schon sehr dünn geworden.“
Markenbildung.
Seit 2011 läuft die Serienproduktion nun
stabil, ein Jahr später schrieb man erstmals
Gewinne. Zudem fand das langwierige Pa-
tentierungsverfahren
einen
glücklichen
Abschluss. Die „Unbreakable-Brille“ ist als
Gesamtwerk für Europa patentiert („ein
Schutz, damit man in Ruhe arbeiten kann“),
die Marke Gloryfy weltweit geschützt. Und
so kann man sich von Rotholz aus um die
Markenbildung kümmern und Image und
Werte, mit denen die Marke aufgeladen ist,
pflegen.
Einen entscheidenden Faktor stellt da-
bei die Zusammenarbeit mit einer ganzen
Riege von Extremsportlern dar, die ähnlich
wie bei Red Bull als Botschafter des Un-
ternehmens fungieren – darunter Snow-
boarder wie der Tiroler Peter König, Mo-
torsportler wie X-Games-Gewinner Taddy
Blazusiak aus Polen, der kolumbianische
Klippenspringer Orlando Duque oder Tirols
Ausnahmekletterer David Lama.
Geld spiele bei diesen Partnerschaften
nur eine untergeordnete Rolle, erläutert
Christoph Egger. Regelmäßig werden statt-
dessen spektakuläre Videos und Fotostre-
cken produziert, die die außergewöhnlichen
Sportler ins rechte Licht rücken und sich in
der Szene rasch verbreiten. Etwa der Wake-
boarder, der sich von einem Miniflugzeug
über den Po ziehen lässt. Oder der Moun-
tainbike-Fahrer, der auf einer Gondel des
Wiener Riesenrads Tricks vollführt. „Wir
bieten den Sportlern eine Plattform in ihrer
Szene – das ist viel wert“, so Egger.
Öffnung zumLifestyle-Segment.
Neben dem Image als Brille für sportli-
che Charakterköpfe hat sich Gloryfy jüngst
auch dem Lifestyle-Bereich geöffnet. Eine
eigene Kollektion des aus rund 60 Model-
len bzw. Farbvarianten bestehenden Sorti-
ments richtet sich an lifestyleaffine Kunden.
Das Design ist modischer, die Brillen sind
filigraner gearbeitet als die Sportmodelle
– auch das wieder ein technischer Meilen-
stein. „Vor ein paar Jahren hätte ich mir nie
gedacht, dass wir das zusammenbringen“,
meint Christoph Egger.
Mit ein Grund für das außerordentliche
technische Niveau der Gloryfy-Brillen ist,
dass sich Egger früh für eine eigene Produk-
tion entschieden hat. Anders wäre die Her-
ausforderung nicht zu stemmen gewesen.
Auch heute erfolgen die Entwicklung und
der Hauptteil der Brillenfertigung in Mayr-
hofen, aus Deutschland und Italien wird
zugeliefert. „Es ist viel stressfreier, wenn
du jeden Produktionsschritt kontrollieren
kannst“, sagt Christoph Egger. „Auch wenn
ich den Druck, der auf Unternehmen lastet,
die in Europa produzieren, verstehen kann.“
Was bringt die Zukunft? Kommendes
Jahr soll der niederländische und italieni-
sche Markt erobert werden. Und auch den
Mitarbeitern im Gloryfy-Labor wird die Ar-
beit nicht ausgehen. Welche Projekte genau
geplant sind, möchte Egger noch nicht verra-
ten. Eins sei jedenfalls klar: „Wir bleiben bei
Brillen und verzetteln uns sicher nicht bei
etwas anderem.“
„Wir bieten den Sportlern eine Plattform
in ihrer Szene – das ist viel wert.“
Christoph Egger, Gloryfy-Gründer
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© emanuel kaseR (2), glORYfY (1)
Aktuell scheint sich die Schweizer Wäh-
rung bei einem Niveau rund um 1,23 ein-
zupendeln, jedoch gibt es genug potenziel-
le Gefahrenherde, die die Finanzmärkte
schnell wieder aufwirbeln können, berich-
tet Mag. Sarah Rainer-Wieser von der Ab-
teilung Treasury der RLB Tirol AG. Zudem
hat sich die konjunkturelle Situation in Eu-
ropa noch nicht genügend erholt, sodass eine
Lockerung der geldpolitischen Maßnahmen
weiter imRaum steht und die EZB mit neuer
Forward Guidance (zukunftsgerichtete Hin-
weise) für einen längeren Zeitraum an nied-
rigen Zinsen festhalten wird. „Nur eine sub-
stanzielle Ausweitung der Zinsdifferenz zu
Gunsten des Euro könnte den Franken nach-
haltig schwächen. Von dieser Situation sind
wir noch weit entfernt“, so Rainer-Wieser.
Aufwertungswährung.
Gemäß Schweizer Nationalbank (SNB) ist
der CHF überbewertet und die festgeleg-
te EUR/CHF-Wechselkursuntergrenze von
1,20 sei eine absolute Notwendigkeit für die
Schweizer Wirtschaft. „Es lassen sich in ab-
sehbarer Zeit auch weiterhin keine Inflati-
onsgefahren ausmachen, die das Halten der
Wechselkursgrenze verhindern könnten“,
erklärt Sarah Rainer-Wieser. Trotzdem sei
eine Veränderung dieser Position durch die
SNB grundsätzlich jederzeit möglich.
Die Schweizer Währung ist langfristig
eine Aufwertungswährung und wird – auf
Sicht von mehreren Jahren – ihren langfris-
tigen Aufwertungstrend wahrscheinlich
fortsetzen. Auf EUR/CHF-Notierungen wie
noch vor einigen Jahren darf also nicht ge-
hofft werden.
Gloryfy-Gründer Christoph Egger
eUR/chf
Wechselkurs Euro/Schweizer Franken
Quelle: Thompson Reuters