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125 Jahre Raiffeisen in Österreich
Werte als Grundsätze
Die Wurzeln der Raiffeisen-Erfolge der vergangenen Jahrzehnte
liegen sicher in den Grundsätzen, nach denen bei Raiffeisen in
Tirol und in anderen Raiffeisen-Genossenschaften gearbeitet wird.
Raiffeisen steht für Solidarität, Selbstverwaltung, Eigenverantwor-
tung, Nachhaltigkeit und Subsidiarität. Entscheidende Triebfe-
der der Arbeit ist immer die Hilfe zur Selbsthilfe für die Genossen-
schaftsmitglieder. Die Raiffeisenbanken haben sich im Lauf der
Jahre den Bedürfnissen der Kunden stets erfolgreich angepasst,
aber an den Grundsätzen wurde nie gerüttelt. Sie gelten auch
heute noch und werden auch in Zukunft die Basis der Arbeit von
Raiffeisen bilden.
Genossenschaften sind viel mehr als nur ein Geschäftsmodell
oder eine Rechtsform unter vielen. Der nach vielen Skandalen in
den letzten Jahren immer stärker werdende Wunsch nach Mitsprache
und Demokratisierung der Wirtschaft wird von den Genossen-
schaften seit über einem Jahrhundert in der Praxis gelebt. Dabei
erweisen sich die Genossenschaften immer wieder als überaus
konkurrenzfähig. Seit vielen Jahren ist Raiffeisen auf der Überhol-
spur. Während andere heimische Banken völlig vom Markt ver-
schwunden sind oder mittlerweile von ausländischen Eigentümern
gesteuert werden, ist Raiffeisen nach wie vor durch und durch
österreichisch. Das gilt vor allem jenen Skeptikern zum Trotz, die
immer wieder die Ansicht vertraten, dass im Zeitalter der Globali-
sierung der Wirtschaft vor allem die Größe von Unternehmen oder
Unternehmensgruppen Grundlage für den dauerhaften Erfolg auf
den Märkten ist. Die von Raiffeisen erfolgreich praktizierte Gegen-
these lautet: Erfolg hat, wer sich den spezifischen Besonderheiten
unzähliger lokaler Märkte anpasst und die Kräfte bündelt, um auch
im Konzert der Großen mitspielen und bestehen zu können.
Die Raiffeisen Gruppe verkörpert zugleich lokale Verbunden-
heit und internationale Stärke. Die selbstständigen Raiffeisenban-
ken kennen die Bedürfnisse der Menschen in den von ihnen be-
treuten Regionen naturgemäß besser als jeder andere. Die für den
Markterfolg ebenfalls wichtige Größe wird durch den Verbund der
Raiffeisengenossenschaften erreicht. Die einzelnen Raiffeisenban-
ken sind Eigentümer der Raiffeisen-Landesbank Tirol AG, die Raiff-
eisenlandesbanken aller Bundesländer halten gemeinsam die An-
teile an der Raiffeisen Zentralbank Österreich, die ihrerseits wieder
Eigentümerin der Raiffeisen Bank International ist. Dieses Modell
der kleinen selbstständigen Wirtschaftseinheiten in einem geord-
neten freiwilligen Verbund hat in vielen Fällen große Vorteile
gegenüber zentral gesteuerten Riesenkonzernen, die sich gerade
in Krisenzeiten manchmal als schwerfällig und nur wenig anpas-
sungsfähig erweisen.
Zu den maßgeblichen Erfolgsgeheimnissen von Raiffeisen zählt
nicht nur die Umsetzung der genannten Raiffeisen-Grundsätze,
sondern ganz wesentlich auch die Selbstständigkeit vieler kleiner
regionaler oder lokaler Einheiten. „Raiffeisen.Meine Bank“ ist nicht
nur ein einprägsamer Werbeslogan, sondern auch die tägliche
Praxis. Die Mitglieder der Tiroler Raiffeisenbanken und anderer
Genossenschaften sind zugleich deren Eigentümer und wählen in
der Generalversammlung die Eigentümervertreter.
Die meisten Mitglieder fühlen sich ihrer Raiffeisenbank durchaus
verbunden. Das Gefühl, in wesentlichen Dingen mitreden und mit-
entscheiden zu können, die Überschaubarkeit des eigenen Unter-
nehmens und die Nähe zu den Entscheidungsträgern gibt den Mit-
gliedern und Kunden ein Gefühl von Sicherheit und Vertrauen und
wird von immer mehr Menschen geschätzt.
Raiffeisen genießt seit vielen Jahren einen hohen und immer
höher werdenden Bekanntheitsgrad. Jedem Österreicher ist
bewusst, dass Raiffeisen als bedeutendster Sportsponsor des
Landes fast immer die besten Sportler des Landes unter Vertrag
hat. Niki Lauda, Thomas Muster, Hermann Maier und Marcel
Hirscher sind nur einige wenige Beispiele dafür. Ganz offensichtlich
ist es so, dass das Giebelkreuz auf dem Helm oder auf dem Leiberl
Sportler besonders beflügelt und noch erfolgreicher macht.
Die Raiffeisenbanken sind vor allem aber auch Unterstützer zahl-
reicher kleiner lokaler Vereine. Viele Tiroler Fußballklubs, aber auch
Vereine anderer Sportarten wie Radrennfahrer, aufstrebende Ski-
rennläufer und andere junge Sportler, werden von den einzelnen
Raiffeisenbanken oder der Raiffeisen-Landesbank tatkräftig finanzi-
ell gefördert. Das ist für jeden Besucher von Sportplätzen nicht zu
übersehen.
Zur engen Verbundenheit der Mitglieder mit ihrer Raiffeisenbank
trägt auch die enge Verflechtung der Genossenschaft mit lokalen
Institutionen bei. Raiffeisen ist ein wesentlicher Teil der Gesellschaft
weit über die Wirtschaft hinaus. Neben den Sportvereinen werden
auch Schulen, Freiwilligenorganisationen wie Feuerwehr, Bergret-
tung oder Rotes Kreuz häufig von den regionalen Raiffeisenban-
ken mitgetragen. Dazu kommt, dass sowohl die ehrenamtlichen
wie auch die hauptberuflichen Entscheidungsträger in den Raiffei-
senbanken fast immer eng mit den lokalen Vereinen und Initiativen
verknüpft sind, dort oft auch mitarbeiten und häufig eine führende
Rolle spielen.
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Prof. Kurt Ceipek