Wirtschaftsinformation der Tiroler Raiffeisenbanken
Raiffeisen kompakt 01/2012
inter/nAtiOnAL
neueKonto-
nummernab
2014pflicht
Viele werden sie vermissen:
die guten alten kurzen Konto-
nummern. Denn diese werden
bald ersetzt durch die 20-stelli-
ge IBAn. Der Vorteil dabei: Vor
allem bei internationalen Geld-
überweisungen geht künftig
alles noch schneller und kosten-
günstiger.
d
er
Euro-Zahlungsverkehrs-
raum (SEPA – „Single Euro
Payments Area“) wird in abseh-
barer Zeit noch einheitlicher:
Bankkunden müssen ab 1. Februar 2014 eu-
ropaweit die sogenannte IBAN-Nummer
anstelle der gewohnten Kontonummer bei
Geldüberweisungen angeben. Iminternatio-
nalen Zahlungsverkehr ist das Systemohne-
hin schon Standard, ab 2014 gilt dann aber
auch für rein nationale Geldüberweisungen
verpflichtend statt der Kontonummer die
IBAN-Nummer.
In Österreich setzt sich die IBAN aus der
Länderkennzeichnung AT, einer zweistel-
ligen Prüfzahl, der bisherigen fünfstelligen
Bankleitzahl und der elfstelligen Konto-
nummer zusammen. Sie hat also insgesamt
20 Stellen, was für manche Bankkunden
durchaus ein kleines Ärgernis darstellt. Ge-
rade wenn man die neue IBAN auf Über-
weisungsformularen händisch ausfüllt, ist
die Fehlergefahr hoch. Dennoch kommt das
neue System laut EU-Beschluss, denn es hat
unschätzbare Vorteile: „Grenzüberschrei-
tende Überweisungen werden damit noch
schneller und billiger bei höchsten Sicher-
heitsstandards für alle EU-Bürger“, sagt
Monika Mimm, Zahlungsverkehrsexpertin
der Raiffeisen-Landesbank Tirol AG.
Systemumstellen.
Schon jetzt sei es ratsam, alte Zahlscheine
nicht mehr nachzubestellen, sondern neue
Formulare (Zahlungsanweisung) in Auftrag
zu geben. Zudem sollten Firmen ihre Buch-
haltung und ihren Geschäftsverkehr auf das
neue System umstellen: „Hier unterstützen
die Raiffeisenbanken alle Kunden gerne“,
sagt Monika Mimm.
Im SEPA-System gewinnt die Nutzung
von Electronic Banking zusätzlich an Be-
deutung. Denn im Raiffeisen-ELBA-System
läuft eine automatische Prüfung im Hinter-
grund, ob die IBAN-Nummer auch stimmen
kann. Außerdem lassen sich komplizierte
Schritte automatisieren. So können etwa
Vorlagen abgespeichert werden. Der große
Vorteil besteht aber vor allem in der Schnel-
ligkeit der Überweisung, den hohen Sicher-
heitsstandards und darin, dass man sich
im europäischen Zahlungsverkehr die Aus-
landsüberweisungsspesen erspart. Die Raiff-
eisenbanken sind für die Umstellung schon
jetzt bestens gerüstet und unterstützen ihre
Kunden gerne in allenDetailfragen.
„Grenzüberschreitende Über-
weisungen werden damit noch
schneller und billiger bei höchsten
Sicherheitsstandards.“
MonikaMimm, RLB-Zahlungsverkehrsexpertin
Vomsinn, auf Konzepte
zu pfeifen
Kann man direkt neben dem größten Après-Ski-Lokal Tirols ein luxuriöses Boutiquehotel betreiben?
Ja, fanden Eugen Scalet und seine Frau Annamaria und errichteten neben dem mooserWirt in St. Anton
das mOOSER Hotel.
ab 15:30 uhr geht es rund im
mooserWirt – für die gäste ein
erlebnis, für den betrieb Tag für Tag
eine logistische herausforderung.
eugen scalet,
gastronom und neo-hotelier
das mooseR hotel: familiäre atmosphäre
auf sechs etagen
© michael rathmayr (5), mooserWirt
V
on
großartigen
Konzepten
hält Eugen Scalet wenig, von
Prognosen überhaupt nichts.
„Trends sind mir wurscht“,
sagt der Erfinder eines der berühmtesten
Après-Ski-Lokale Europas, „morgen ist oh-
nehin wieder alles anders.“ Und damit wird
auch klar, warum Scalet vom 4-Sterne-Bou-
tiquehotel (der Zusatz „superior“ ist in Aus-
sicht), das er in drei Jahren Bauzeit direkt
neben dem MooserWirt in den Fels des Arl-
bergs bauen hat lassen, sagt, es habe sich
„mehr oder weniger“ ergeben.
Es ist die erste Saison für das MOOSER
Hotel. 17 Zimmer verteilen sich über sechs
Etagen. Die Atmosphäre ist entspannt-fa-
miliär, das Design eine Mixtur aus moder-
ner Ästhetik und alpinen Tiroler Einflüssen
mit viel Holz und einer klaren, durchgän-
gigen Sprache. Vom Skikeller gelangen die
Gäste direkt auf die Piste, der Spa-Bereich
bietet einen ungestörten Blick auf die kleine
Mühltobel-Schlucht und im Dachboden des
ehemaligen Bauernhauses kann umgeben
von altem Gebälk gefrühstückt und diniert
werden.
Mut zumWagnis.
Das MOOSER ist nicht nur ein baulich
kühner Entwurf mit einer Tiefgarage, in die
man mit dem Auto per Lift gelangt. Auch
dass im selben Gebäude und auf der Terras-
se jeden Tag unzählige Menschen die Hüt-
tengaudi zelebrieren, darf als gewagt be-
zeichnet werden. Doch Eugen Scalet sieht
darin keinen Widerspruch, bei beiden Be-
trieben gehe es letztlich umQualität.
„Wir wollten etwas Hochklassiges ha-
ben“, sagt der Arlberger Unternehmer. Mit
den Tourismusexperten Hubert Siller und
Barbara Theiner vom Managementcenter
Innsbruck wurde das Angebot entwickelt.
Die ersten Monate sind positiv verlaufen, die
Sorge, Lärmkönnte einProblemsein, hat sich
als unbegründet erwiesen: „Unsere Erwar-
tungen für das erste Jahr wurden übertrof-
fen“, so der Neo-Hotelchef. Mehr noch habe
ihn aber überrascht, dass sich die Annahme,
vor allem Stammgäste des MooserWirts
würden anfangs ein paar Nächte im direkt
anschließenden Hotel verbringen, nicht be-
wahrheitete. 90 Prozent der Gäste, rechnet
Scalet vor, sei die Après-Ski-Institution in
unmittelbarer Nachbarschaft vor ihremAuf-
enthalt in St. Anton unbekannt. „Und das ist
derGrund, warumichkeineKonzeptemache.
Wir sind flexibel – das ist mir lieber.“
15:30 bis 20:00 Uhr.
Es gibt freilich auch Bereiche in Scalets
Unternehmen, wo Flexibilität nicht zu den
Grundtugenden gehört. Seit über zwanzig
Jahren wird imMooserWirt an dem Ort, wo
einst der Bergbauernhof der Familie stand,
genauer gesagt: imehemaligen Stall und Sta-
del, die Kunst des Après-Ski nach dem im-
mer gleichen Schema betrieben. 15:30 Uhr:
DJ Gerhard, mittlerweile 62-jährige Legen-
de der Stimmungsmusik – bereits elf Mal
zeichneten RTL 2 und die Plattenfirma EMI
ihre jährliche Show „Après Ski-Hits“ beim
MooserWirt auf –, spielt „The Final Count-
down“ der schwedischen Hardrocker Eu-
rope und die Party beginnt. 20:00 Uhr: DJ
Gerhard singt das Mitte der 90er-Jahre als
Werbesong bekannt gewordene Liebeslied
„Ein schöner Tag“ und die Gäste gehen nach
Hause. Ein einziges Mal habe man versucht,
diesen Ablauf zu ändern und die Eröffnungs-
hymne nicht gespielt, erzählt Eugen Scalet.
Es folgten massive Proteste und am nächs-
ten Tag war wieder alles so wie immer. Und
das bedeutet zusammengefasst: viereinhalb
Stunden Vollgas für das Publikum, vor allem
aber für die 65Mitarbeiter desMooserWirts.
Extreme Herausforderung.
Die Logistik ist Tag für Tag eine extreme
Herausforderung. Lager und Versorgungs-
bereiche erinnern dementsprechend eher
an einen kleinen Industriebetrieb als ei-
ne Skihütte. 39 Kilometer Getränkeleitung
verlaufen durch den Gebäudekomplex, Bier
wird an einen der in Relation zur Betriebs-
fläche größten Abnehmer Österreichs fünf
Mal in der Woche geliefert. Sechs Bars kön-
nen vom Keller aus mit zehn verschiedenen
Spirituosen versorgt werden. Und allein vier
Personen in der Schank sind durchgehend
damit beschäftigt, für die Kellner Bier und
andereGetränke zu zapfen. Dass imMooser-
Wirt Alkohol eine Rolle spielt, steht somit
außer Zweifel.
Für Eugen Scalet ist er aber „nur eine
Begleiterscheinung“ und nicht das Erfolgs-
geheimnis. Was suchen die Gäste dann im
MooserWirt? „Wenn ich das wüsste, bekä-
me ich einen Nobelpreis“, sagt Scalet. „Wer
zehn Gäste befragt, bekommt zehn Antwor-
ten. Im Grunde geht es aber um Kommuni-
kation. BeimAprès-Ski gibt es keine Distanz
und keine Barrieren.“
Wenn sich Eugen Scalet in sein Lokal
stellt, kann er sich sehr gut von dieser The-
se überzeugen. Die wenigsten wissen, wer er
ist. Als Gastgeber imMittelpunkt zu stehen,
liegt ihm nicht. Zugleich entspricht es aber
auch der Unternehmensphilosophie des
MooserWirts. Denn die lautet schlicht: „Die
Marke ist das Wichtigste.“