Modernes Risikomanagement
Das aktive Management der Risiken ist für die Raiffeisen-Landes-
bank Tirol AG von großer Bedeutung und sichert den langfristigen
Erfolg. Den gesetzlichen Anforderungen (BWG und Basel II) ent-
sprechend hat sich die Raiffeisen-Landesbank Tirol AG das Ziel
gesetzt, durch den Einsatz von modernen Methoden und entspre-
chenden Systemen sowohl auf dem Gebiet des Risikomanage-
ments als auch auf dem des Risikocontrollings die Sicherheit und
Rentabilität der Bank im Interesse der Kunden und Eigentümer
zu garantieren. Die Erfahrungen des Jahres 2010 bestätigen die
Risikopolitik, das Risikomanagement und deren Organisation.
Risikopolitische Grundsätze
Die risikopolitischen Grundsätze werden vom Vorstand fest-
gelegt, regelmäßig überprüft und gegebenenfalls angepasst:
• Der Vorstand und alle Mitarbeiter fühlen sich den risikopoliti-
schen Grundsätzen verpflichtet und treffen auch ihre Alltags-
entscheidungen unter Einhaltung dieser Leitlinien.
• Bei intransparenter Risikolage oder methodischen Zweifels-
fällen ist nach dem Vorsichtsprinzip vorzugehen.
• Der Aufnahme neuer Geschäftsfelder oder Produkte geht
grundsätzlich eine adäquate Analyse der geschäftsspezifi-
schen Risiken voraus (Produkteinführungsprozess).
Grundsätze für das Risikomanagement
Unser Risikomanagementansatz baut auf folgenden Grund-
sätzen auf:
• Der Vorstand trägt die Gesamtverantwortung für die Über-
wachung des Risikomanagements in der Raiffeisen-Landes-
bank Tirol AG. Der Aufsichtsrat überprüft die Risikopolitik in
regelmäßigen Zeitabständen.
• Das Management von Kredit-, Markt-, Liquiditäts- und opera-
tionellen Risiken erfolgt in einem koordinierten Prozess auf
allen relevanten Ebenen der Bank.
• Das Risikokomitee erarbeitet und empfiehlt die Risikostrate-
gie, die Limitierung des Risikokapitals im Rahmen der Risiko-
tragfähigkeit sowie die Risikokapitalallokation.
Organisation des Risikomanagements
Das Risikomanagement wird so organisiert, dass Interessens-
konflikte sowohl auf persönlicher als auch auf organisatorischer
Ebene vermieden werden (Trennung Markt/Marktfolge). Die
Aufgaben und die organisatorischen Abläufe für die Messung, die
Überwachung und das Berichtswesen der Risiken werden von
der neu strukturierten Organisationseinheit Risikomanagement
verantwortet und sind im Intranet sowie in den entsprechenden
Handbüchern dargestellt.
Kreditrisiko
Das Kreditrisiko wird bei Kontrahenten (Privat- und Kommerz-
kunden, Banken, Länder), Beteiligungen und Konzentrationen
ermittelt.
Die Kreditvergabe, die gezielte Übernahme von Risiken, zählt zu
den Kerngeschäftsbereichen der Raiffeisen-Landesbank Tirol AG.
Die Risikosituation eines Kreditnehmers wird laufend zweidimen-
sional betrachtet, einerseits durch die Beurteilung der wirtschaft-
lichen Situation mittels eines bankinternen Rating-Systems
und andererseits durch die Beurteilung von risikomindernden
Sicherheiten. In den entsprechenden Kalkulationen wird dem
unterschiedlichen Risikogehalt der Kreditaktivitäten differenziert
Rechnung getragen.
Die Organisationseinheit Risikomanagement unterstützt die
Vertriebseinheiten bei der Steuerung durch Messung und Über-
wachung des Kreditrisikos sowie gemeinsam mit der Organi-
sationseinheit Forderungsmanagement bei der Betreuung von
Problemengagements. Im Berichtswesen stellen diverse Stich-
tags- und Vorschauanalysen zum Risikoprofil, die im Rahmen
periodischer Risikokomitee-Sitzungen erstellt werden, einen fixen
Bestandteil dar. Somit wird ein durchgängig aktiver Risikoma-
nagementprozess garantiert.
Die mit dem Kreditrisiko verbundenen Aufgaben und organisa-
torischen Abläufe sowie die vom Vorstand genehmigte Kre-
ditrisikostrategie sind im Intranet und im Kredithandbuch klar
beschrieben, allen mit der Geschäftsdurchführung betrauten
Mitarbeitern kommuniziert und stehen online zur Verfügung.
Damit ist sichergestellt, dass in jedem Einzelfall nur Risiken einge-
gangen werden, welche im Einklang mit der Risikopolitik stehen.
Darüber hinaus werden – dem kaufmännischen Vorsichtsprinzip
entsprechend – für bestehende Risiken ausreichende Vorsorgen
gebildet.
Basierend auf den aufsichtsrechtlichen Anforderungen und Emp-
fehlungen sowie dem betriebswirtschaftlichen Nutzen hat sich
die Raiffeisen-Landesbank Tirol AG die kontinuierliche Weiterent-
wicklung und Verbesserung des Risikomanagementprozesses
sowie der Risikobewertungs- und Risikosteuerungsmethoden
zum Ziel gesetzt.
Marktrisiko
Die Marktrisiken bestehen im Zinsänderungs-, Währungs- und
Kursrisiko bei Wertpapieren, Zins- und Devisenpositionen. Markt-
risiken ergeben sich sowohl bei Handels- als auch bei Bankbuch-
geschäften.
Die Raiffeisen-Landesbank Tirol AG nutzt eine Kombination aus
verschiedenen Risikomessgrößen, um Marktrisiken zu steuern
und entsprechende Limite zu setzen. Das Marktrisiko wird in der
Organisationseinheit Treasury gemanagt, indem alle Zins-, Wäh-
rungs- und Kurspositionen systematisch zusammengefasst und
entsprechend ausgesteuert werden. Neben dem Kreditgeschäft
zählt auch das Eigengeschäft zu den Kerngeschäftsbereichen.
Die Organisationseinheit Risikomanagement unterstützt die Orga-
nisationseinheit Treasury in der Steuerung der Marktrisiken. Die
Messung und Überwachung der Marktrisiken sowie die tourliche
Berichterstattung sind die zentralen Aufgabenschwerpunkte. Im
Zuge der dynamischen Risikoüberwachung wird dem systemati-
schen Monitoring der Strategie- und Hedgepositionen gesonder-
te Aufmerksamkeit gewidmet. Tägliche Risiko-/Performanceana-
lysen und -berichte gewährleisten, dass die Organisationseinheit
Treasury die angemessenen Steuerungsimpulse setzen kann.
Liquiditätsrisiko
Die fristenkongruente Refinanzierung hat in der Raiffeisen-Lan-
desbank Tirol AG einen hohen Stellenwert. Diese Strategie wird
durch ein Liquiditätskennzahlensystem und entsprechende Limite
ergänzt, wobei zwischen der kurzfristigen (operativen) und lang-
fristigen (strategischen) Liquiditätssteuerung unterschieden wird.
Die Einhaltung der Limite wird von der Organisationseinheit Risi-
komanagement überwacht. In eigenen Liquiditätsszenarien wird
die ausreichende Versorgung mit kurz- und langfristiger Liquidität
in möglichen Engpassszenarien dargestellt und regelmäßig im
Risikokomitee besprochen. Die Raiffeisen-Landesbank Tirol AG
legt zur Stärkung der Liquidität unter anderem starkes Gewicht
auf die Emissionstätigkeit und den Bestand an refinanzierungsfä-
higen Sicherheiten. Im Sinn einer proaktiven Liquiditätssteuerung
werden zusätzliche Steuerungsinstrumente entwickelt.
Operationelles Risiko
Auch das Management von operationellen Risiken erfolgt in der
Organisationseinheit Risikomanagement. Alle Risiken, welche
aufgrund von Fehlern in Systemen, Prozessen, aus fehlerhaftem
Verhalten von Mitarbeitern oder externen Ereignissen entstehen
können, werden analysiert, bewertet und mit geeigneten Gegen-
steuerungsmaßnahmen versehen.
Der Eigenmittelbedarf für das operationelle Risiko wird ge-
mäß dem Basis-Indikator-Ansatz ermittelt. Die Darstellung und
Bearbeitung der Risiken erfolgt mittels moderner EDV-Systeme.
Ergänzt durch tourliche Prüfungen der Internen Revision und pe-
riodische Berichterstattung wird so ein angemessenes Risikoma-
nagement von operationellen Risiken sichergestellt.
Risikotragfähigkeit
Im Rahmen der Gesamtbankrisikosteuerung werden dem Risiko-
deckungspotenzial alle maßgeblichen Risken, die nach modernen
Methoden und unter Einsatz entsprechender Systeme ermittelt
werden, gegenübergestellt.
Die jährlich geplante Risikobelastung stellt dabei die Begrenzung
für das aggregierte Gesamtbankrisiko dar, wobei neben den tat-
sächlich gemessenen Risiken auch nicht quantifizierbare Risiken
durch einen Risikopuffer Berücksichtigung finden. Alle risikorele-
vanten Informationen fließen in monatlich erstellte Risikotragfähig-
keitsanalysen ein. Dabei wird das Gesamtbankrisiko in unter-
schiedlichen Szenarien ermittelt, um sicherzustellen, dass auch in
Problemsituationen ausreichend Kapital zur Verfügung steht.
In der Raiffeisen-Landesbank Tirol AG wird verstärktes Au-
genmerk auf die Risikomanagementprozesse des Kredit- und
Marktrisikos gelegt, da der Schwerpunkt der Banktätigkeit im
Privat- und Kommerzkunden- sowie im Treasury-Geschäft liegt.
Das Kreditrisiko wird mittels Ausfallswahrscheinlichkeiten, das
Marktrisiko des Handels- und des Bankbuches mittels Sensi-
tivitätskennzahlen berechnet. Neben den marktabhängigen
Risiken werden im Rahmen der Gesamtbanksteuerung auch die
operationellen Risiken erfasst und berechnet, um einerseits alle
Risiken darzustellen und andererseits auch den Entwicklungen im
Rahmen von Basel II Rechnung zu tragen.
Die Risikotragfähigkeitsanalyse ist daher der Ausgangspunkt
für die Limitierung der Risikoaktivitäten auf ein angemessenes
Niveau mit dem Ziel, den problemlosen Fortbestand der Raiffei-
sen-Landesbank Tirol AG zu sichern und das Ertragspotenzial
entsprechend auszuschöpfen.
Risikobericht
Lagebericht |
27
|
|
26
| Lagebericht