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Wirtschaftsinformation der Tiroler Raiffeisenbanken
Raiffeisen kompakt 02/2011
Gastkommentar
von
DR. johann
füller
CEOderHYVEAG,
München
ImRampenlicht
© hyve
Social Media und Crowdsourcing – Vomgeschlossenen
Unternehmen zur offenen Dialogplattform
Social Media und Crowdsourcing sind in aller Munde und haben das Potenzial, unser Verhalten
im Freizeit- wie im Unternehmenskontext nachhaltig zu ändern.
W
as versteckt sich hinter
den Begriffen Social Me-
dia und Crowdsourcing?
Es sind gängige Ausdrü-
cke der Web-2.0-Generation, die für die
(R)evolution des Internets stehen. Wäh-
rend das Internet der ersten Generation ei-
ner kommunikativen Einbahnstraße glich,
wird heute multidirektional kommuniziert
und der User sowohl zum passiven Stöbern
als auch aktiven Mitmachen aufgefordert.
Social Media ist der Sammelbegriff für In-
formations- und Kommunikationstechno-
logien, die schier ungeahnte Interaktions-
und Kollaborationsmöglichkeiten bieten.
Dazu zählt zum Beispiel auch das Crowd-
sourcing – das Bewältigen bestimmter Auf-
gabenstellungen durch die Intelligenz und
Arbeitskraft der Masse. Eine Schar von weit
über den Globus verstreuten Internetnut-
zern ist plötzlich in der Lage, komplexe Auf-
gaben oder Probleme zu lösen und sich aktiv
an der Wertschöpfung zu beteiligen, aber
auch massivenWiderstand gegen Unterneh-
men zu leisten, wenn sie mit deren Entschei-
dungen nicht einverstanden sind.
Soziale Netzwerke als Auslöser.
Auslöser und Treiber dieser Entwicklung
sind soziale Netzwerke wie etwa das 2004
ins Leben gerufene Facebook, das bereits
mehr als 600 Millionen Mitglieder zählt.
Der Zustrom an Mitgliedern und somit der
Erfolg von sozialen Netzwerken fundiert in
den grundsätzlichen sozialen Bedürfnissen
von Menschen, aber auch im Drang zur digi-
talen Selbstinszenierung und der Möglich-
keit, mediale Inhalte alleine oder in Kolla-
boration mit anderen zu gestalten und sich
untereinander auszutauschen.
Das Web 2.0 hat sich längst zum Selbst-
läufer entwickelt und Unternehmen merken,
dassdieSocial-Media-Welt zunehmendwich-
tiger fürdieWahrnehmungunddenErfolgder
eigenen Marke ist. Ob ein Unternehmen will
oder nicht, Konsumenten treffen sich in sozi-
alenNetzwerkenwieFacebook,MySpace und
Co., wo sie sich über Meinungen, Eindrücke
und Erfahrungen zu bestimmten Produkten
undMarken austauschen. Zu früheren Zeiten
hatten die Firmen das Image ihrer Marke
selbst in der Hand. Heute findet ein Großteil
der Markenbildung in sozialen Netzwerken
statt, wo die Nutzer über gut oder schlecht, Ja
oder Nein, also den Erfolg oder Misserfolg ei-
nerMarke entscheiden.
Was dies bedeutet, musste der US-ame-
rikanische Hersteller von Computer-Hard-
ware Dell im Juni 2005 am eigenen Leib er-
fahren, als der ehemalige Journalist Jeff
Jarvis auf seinem privaten Blog den Artikel
„Dell Hell“ publizierte und darin seinen Un-
mut über denService vonDell quasi als offenen
Brief an den Gründer und CEO Michael Dell
sowie den Marketing-Chef Michael Geor-
ge äußerte. Vor der Social-Media-Revolution
wäre Jeff Jarvis wahrscheinlich nichts an-
deres gewesen als einer von vielen unzufrie-
denen Konsumenten. Innerhalb von nur we-
nigen Tagen reagierten auf seinen Eintrag
unzählige andere Dell-Kunden und berich-
teten ebenfalls von negativen Erfahrungen
mit demKundenservice. Ein Dutzend andere
Blogger griffen die „Dell Hell“-Story auf, was
dazu führte, dass sich ein regelrechter Hype
entwickelte und es teilweise mehr als 500
Kommentare zu den einzelnen Beiträgen gab.
Letztendlich führte diese Eigendynamik da-
zu, dass Dells Umsatzmassiv einbrach.
Produkteinführung mit Social Media.
Swarovski Optik setzt seit diesem Jahr ver-
stärkt auf Social Media zur Einbindung sei-
ner Kunden. Im Rahmen der Einführung
eines neuen Fernglases konnten Interes-
sierte und Fans an insgesamt vier span-
nenden Aufgaben auf der Facebook-Fanpage
teilnehmen, an deren Ende die Besten mit je
einem Exemplar des neuen Produktes aus-
gezeichnet wurden. Dies war jedoch nur der
Auftakt der Produkteinführungskampagne.
In einem zweiten Schritt bewerben sich der-
zeit zahlreiche Anhänger und Nutzer, das
neue Fernglas ein halbes Jahr lang zu testen
und ihre Einschätzungen und Bewertungen
direkt an Swarovski weiterzugeben.
Aber nicht nur die globalen Player kön-
nen von einem Social-Media-Engagement
profitieren, wie es die Kelterei Walther aus
Sachsen erfolgreich unter Beweis stellt.
Kirs­tin Walther, die Geschäftsführerin und
Inhaberin, initiierte imJahr 2006 den „Saft-
blog“ (www.walthers.de/saftblog). Dieser
direkte Austausch mit den Konsumenten
führte schnell dazu, dass die Kelterei über
die regionalenGrenzen hinaus bekannt wur-
de undweitere nationaleMärkte erschlossen
werden konnten.
Das neue Paradigma heißt: (1) Konsu-
menten vertrauen Konsumenten, (2) Kon-
sumenten sind vermehrt resistent gegen die
klassische
Ein-Weg-Kommunikation
der
Konzerne und (3) Konsumenten entwickeln
sich von passiven Mediennutzern hin zu ak-
tiven Produzenten, die bloggen, Videos ins
Netz stellenundKaufempfehlungen abgeben.
Unumstritten ist die Tatsache, dass sich
über kurz oder lang kein Unternehmen dem
Social-Web verschließen kann. Der Ein-
stieg in die Social-Media-Welt wird von
vielen Unternehmen immer noch hinaus-
gezögert, weil zunächst das Beobachten im
Vordergrund steht. Dass Social Media keine
Eintagsfliege ist, hat sich jedoch längst he-
rausgestellt und sollte denUnternehmen be-
wusst sein. Da man Erfahrungen nur selber
sammeln kann, bleibt nur zu sagen: Wer spä-
ter einsteigt, fängt auch später an zu lernen!
Gerade für mittelständische und kleine Un-
ternehmen ergeben sich viele neue Möglich-
keiten durch den Einsatz von Social Media
und Crowdsourcing.
„Daman Erfahrungen nur selber
sammeln kann, bleibt nur zu sagen:
Wer später einsteigt, fängt auch
später an zu lernen!“
Österreichischer Gemeindetag
in Kitzbühel
Ö
sterreichs und Tirols Gemeinden stehen vor
großen Herausforderungen für die Zukunft.
Raiffeisen unterstützte als ein Hauptsponsor
den Österreichischen Gemeindetag in Kitzbühel. Als
starker Partner begleiten die Tiroler Raiffeisenbanken
über die Raiffeisen-Kommunal Betreuung Tirol Gemein-
den z. B. bei infrastrukturellen Maßnahmen. Im Bild von
links der Präsident des Tiroler Gemeindeverbandes, Bgm.
Mag. Ernst Schöpf, der Präsident des Österreichischen
Gemeindebundes, Bgm. HelmutMödlhammer, Kitzbühels
Bürgermeister Dr. Klaus Winkler, Mag. Heinrich Krane-
bitter, Raiffeisen-Kommunal Betreuung Tirol, und zünf-
tige Ortsbäuerinnen an einem „Marktstandl“.
Förderoffensive 2011
B
und und Land stellen für Maßnahmen zur Ener-
gieoptimierung von betrieblich genutzten Gebäu-
den attraktive Förderungen zur Verfügung. Aus
diesem Anlass luden die Tiroler Raiffeisenbanken zur In-
formationsveranstaltung „Förderoffensive 2011 – Ener­
gieoptimierung von Betrieben“ in die Ursulinensäle in In-
nsbruck. Ing. Richard Stöckl von der Wirtschaftskammer
Tirol und Mag. Brigitte Tassenbacher von der Tassenba-
cher & Hinterseer GmbH informierten die zahlreichen
Gäste über die aktuellen Förderprogramme. Im Bild von
links Mag. Brigitte Tassenbacher, Markus Tollinger (RLB
Tirol AG) und Ing. Richard Stöckl.
Konjunktur ist auf Schiene
U
nter demMotto „Konjunkturlok auf Schiene?“ lu-
den die Raiffeisenbanken des Bezirkes Schwaz
zu einem Infoabend mit Top-Referenten in den
Stollen der ÖBB-Unterinntaltrasse. DI Johann Herdina,
Leiter des Geschäftsbereiches Unterinntal der ÖBB-In-
frastruktur AG, präsentierte eines der bisher größten Bau-
projekte in der Geschichte Tirols. Mag. Peter Brezinschek,
Chefanalyst der Raiffeisen Bank International und Mit-
glied im Staatsschuldenausschuss, analysierte, warum die
„Konjunkturlok Europas“ auf Schiene ist. ImBild von links
Geschäftsleiter Otto Prantl (Raiffeisenkasse Vomp) – er
moderierte den Abend, Mag. Peter Brezinschek, Geschäfts-
leiterMartin Sporer (Raiffeisenbank Buch-Gallzein-Strass),
Mag. Martin Pellizari (Pressereferent der ÖBB Infrastruk-
tur AG) sowie DI Johann Herdina. Brezinschek: „Für die
europäische Konjunktur gibt es gute Aussichten. Deutsch-
land ist hierfür ein ,Hochgeschwindigkeitszug‘, Griechen-
land der ,Bummelzug‘!“
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