Seite 2 - Mit.Einander RB Reutte 03/2012

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Für alle, die Mehr im Leben wollen
Diese Frage quält derzeit viele unserer
Kunden mit einem Kredit in CHF, der
anfangs viel Freude, jetzt aber vielfach Sor-
gen bereitet. Aber konzentrieren wir uns ein-
mal auf die Fakten. Ein Blick auf den Kurs-
verlauf der Schweizer Währung zeigt eine
stetig sinkende Kurve – diese gibt uns an,
dass der EUR im Gegensatz zum CHF stetig
an Wert verliert und damit für die vor Jahren
aufgenommenen CHF zu­künftig mehr und
mehr EUR zu be-Rappen sein werden.
Wohin die Kurve letztendlich gehen wird,
kann niemand mit Bestimmtheit sagen.
Auch wenn die Schweizer Nationalbank
(SNB) am 06.09.2011 den Wechselkurs bei
1,20 de facto eingefroren hat, sind sich alle
Experten einig, dass sie diese Maßnahme
nicht ewig durchhalten kann bzw. will.
Obwohl anfänglich gemunkelt wurde, dass
sie das nur kurz durchhalten kann, tut sie
das mit einer Entschlossenheit und Ziel-
strebigkeit, welche anderen europäischen
Politikern fehlt. Gerade diese konsequente
und zielstrebige Haltung hat zu der hohen
Glaubwürdigkeit und in der Folge zum
großen Erfolg dieser Maßnahme geführt.
Die SNB bietet den Wechselkurs von 1,20
für uneingeschränkte Volumina täglich an.
Anfangs hat sie dafür ~238 Mrd. CHF auf-
bringen müssen – per Mai 2012 waren es
dann aber schon ~304 Mrd. CHF. Der Preis
dafür ist ein starker Anstieg der Bilanz-
summe der SNB, welche sich in der Folge
negativ auf einige Bilanzkennziffern aus-
wirkt – und wie wir aus leidvoller Erfahrung
(Stichwort Ratingagenturen) kennen, sind es
oft nur die Darstellungen und weniger die
fundamentalen Daten, welche schließlich zu
einer nervösen Reaktion führen können.
So ist es auch weniger die Stärke des CHF,
sondern vielmehr die Schwäche des EUR
und der europäischen Finanzpolitik, welche
den Kurs des CHF massiv beeinflusst.
Die Schweizer Realwirtschaft zeigt sich
nach wie vor sehr robust – mit einem BIP-
Wachstum deutlich über 1 %, einer Arbeits­
losenquote von knapp 3 % sowie einer
Staatsver­schuldung von knapp 41 %. Werte,
von denen die meisten EU-Staaten dzt.
nur träumen können. Auch wenn der faire
Wert des Kurses dzt. bei 1,31 gesehen wird
(Tendenz weiter sinkend, weil ihn die Infla-
tionsdifferenz nach unten treibt), geht die
Mehrheit der Analysten davon aus, dass
sich beim Rückzug der SNB eher ein deut-
lich tieferer Kurs einstellen wird. Einige
Szenarien sprechen hierbei auch von einer
sogenannten „Technischen Reaktion“, in
welcher der EUR-CHF-Kurs schnell, aber
kurzfristig auf ein Niveau bis unter ca. 0,91
Quo vadis
Schweizer Franken?
Kursverlauf EUR-CHF
Wechselkurs CHF-EUR
Damit bekommen all jene, welche der
Meinung sind, dass sie bei einem Verlust
von 15 % hätten aussteigen sollen, eine neue
Chance – u. U. sogar ohne Verlust aussteigen
zu können. Gerade jene mit kurzen Rest-
laufzeiten (bis ca. 2014) sollten dies ernsthaft
in Erwägung ziehen.
In diesem Sinne schließe ich meine Darstell­
ungen mit einem Zitat von Jean Dutourd:
„Die wahren Optimisten sind nicht überzeugt,
dass alles gutgehen wird. Aber sie sind überzeugt,
dass nicht alles schiefgehen wird. “
DI Dr. Peter Steger
Leiter Firmenkundenbetreuung
Raiffeisenbank Reutte
sinkt und sich dann wieder auf höherem
Niveau einpendelt (vergleiche Juli bis Sept.
2011). Wo dieses „höhere“ Niveau liegt,
kann niemand mit Bestimmtheit sagen –
viele nehmen an, zwischen 1,10 bis 1,25
– Tendenz niedriger. Einig sind sich die
Experten nur, dass wir die Niveaus über 1,40
lange Zeit nicht mehr sehen werden.
Nachsoviel schlechtenAussichtensoll jedoch
auch ein Lichtblick einen möglichen Aus-
weg zeigen: Während vielfach von ak­tuellen
Kursverlusten von teilweise mehr als 30 %
gesprochen wird, machen sich nur wenige
die Mühe, die aktuellen Zinsgewinne gegen-
zurechnen. War in der Vergangenheit die
Differenz zwischen den Basis­zins­sätzen
EURIBOR und LIBOR durchschnitt­
lich ~1,5 %, schrumpft diese aktuell auf
unter 0,4 %. Je nach Einstiegszeitpunkt hat
man somit von dieser hohen Zinsdifferenz
profitieren können. Damit relativieren sich
die Gesamtverluste (Kursverlust abzgl. Zins-
gewinn) teilweise dramatisch. Die untenste-
hende Grafik zeigt ein einfaches Beispiel.