Seite 21 - RLB Geschäftsbericht 2011

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Lagebericht
Österreichs Wirtschaft im Vergleich
Die österreichische Wirtschaft konnte im Jahr 2011 kräftig expan-
dieren. Die vorliegende Prognose geht für das Jahr 2011 von
einem realen BIP-Wachstum von 3,2 Prozent aus. Damit liegt
Österreich deutlich besser als die restlichen Länder der EU, wo
das reale BIP-Wachstum lediglich 1,5 Prozent betrug. Im Jahr 2012
wird das Wachstum aufgrund der deutlichen Verschlechterung der
außenwirtschaftlichen Rahmenbedingungen und des Vertrauens-
einbruchs voraussichtlich nur noch 0,7 Prozent betragen.
In Österreich waren die Exporte mit einem Plus von 6,9 Prozent im
Jahr 2011 die wichtigste Konjunkturstütze, sie sind aber auch am
stärksten von der Abschwächung betroffen. Die Auslandsaufträge
sinken seit Mai stetig, es zeigen sich aber Anzeichen einer Boden-
bildung. 2011 hat Österreich dabei vor allem von der Wirtschafts-
stärke Deutschlands profitiert, das auch wichtigster Handelspartner
unseres Landes ist. 33 Prozent der österreichischen Exporte gehen
in unser Nachbarland, zweitwichtigster Handelspartner ist Italien
mit einem Anteil an den Exporten von 8 Prozent.
Im Zuge der einsetzenden Erholung kam der Investitionszyklus im
Jahr 2010 langsam in Schwung, verlor aber bereits zur Jahresmitte
2011 wieder an Kraft. Die bis zur Mitte des Jahres 2011 noch
vorhandenen Überkapazitäten deuten darauf hin, dass die bisher
getätigten Ausrüstungsinvestitionen in erster Linie den Ersatz
alter Anlagen und weniger die Erweiterung der Produktionsmög-
lichkeiten zum Ziel hatten. Dennoch konnten die Bruttoanlage-
investitionen um 3,7 Prozent zunehmen. Im Hochbau ist erst 2012
mit einer leichten Erholung zu rechnen, worauf zunehmende Bau-
bewilligungen und die zuletzt kräftigen Immobilienpreisanstiege
hindeuten. Der Tiefbau dürfte sich schon etwas früher als der
Hochbau erholen. Es fehlen jedoch eindeutige Aufschwungsignale,
da von der öffentlichen Hand keine zusätzlichen Impulse kommen.
Der öffentliche Konsum trug mit einem Anstieg um 1,7 Prozent nur
unterdurchschnittlich zum BIP-Wachstum bei. Der private Konsum
hat im Jahr 2011 unter der hohen Inflation gelitten und ist um
lediglich 0,9 Prozent gewachsen. Trotz hohen Beschäftigungs-
wachstums nahmen die real verfügbaren Haushaltseinkommen
kaum zu.
Auch für Tirol trifft die Aussage zu, dass der Exportsektor Haupt-
träger der wirtschaftlichen Erholung war. Obwohl noch keine end-
gültigen Zahlen vorliegen, dürfte 2011 ein neuer Exportrekord er-
zielt worden sein, nachdem bereits 2010 ein Rekordjahr war. Der
italienische Markt ist für Tirol mit einem relativ hohen Exportanteil
bedeutender als für Gesamtösterreich, woraus für das Jahr 2012
aufgrund der aktuell herrschenden Unsicherheit bezüglich der
Auswirkungen der Schuldenkrise auf unser südliches Nachbarland
zusätzliche und schwer einzuschätzende Risiken ausgehen.
Stabilisierend für das Bundesland Tirol ist die positive Entwicklung
der Tourismuswirtschaft, welche einen besonders hohen Stellen-
wert einnimmt. Immerhin ist Tirol gemessen an der Nächtigungs-
zahl das tourismusstärkste Bundesland Österreichs.
Die HVPI-Inflation erreichte 2011 aufgrund starker Preissteigerun-
gen bei Dienstleistungen, Nahrungsmitteln und Energie 3,5 Pro-
zent und lag damit deutlich über dem EU-Schnitt von 3,1 Prozent.
Im Jahr 2012 wird es aufgrund fallender Rohstoffpreise zu einem
deutlichen Rückgang der Teuerung auf 2,1 Prozent kommen
(EU 2 Prozent).
Der Arbeitsmarkt konnte im Jahr 2010 und im bisher ausgewerte-
ten Verlauf des Jahres 2011 positiv überraschen. In fast allen Wirt-
schaftssektoren wurden neue Arbeitsplätze geschaffen. Seit der
Jahresmitte 2011 signalisieren jedoch wichtige Vorlaufindikatoren
eine Trendwende auf dem österreichischen Arbeitsmarkt. Die Ar-
beitslosenquote sank im Jahr 2011 auf 4,1 Prozent. Die schwache
Konjunktur des Jahres 2012 wird die Arbeitslosigkeit wieder auf 4,5
Prozent ansteigen lassen. Österreich hat damit jedoch weiterhin
die niedrigste Arbeitslosenquote innerhalb der EU, welche 2011
eine Arbeitslosenquote in Höhe von 9,9 Prozent aufwies.
Noch besser stellt sich die Arbeitsmarktsituation in Tirol dar. So lag
die Arbeitslosenquote im Jahr 2010 mit 2,8 Prozent deutlich unter
dem österreichischen Wert von 4,4 Prozent. Wenngleich exakte
Zahlen für Tirol für 2011 zum Redaktionsschluss noch nicht vor-
lagen, deuten die vorläufigen Zahlen auf einen weiteren Rückgang
der Arbeitslosen und somit eine Beibehaltung des positiven Ver-
hältnisses hin.