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Lagebericht
Gesamtwirtschaftliche Entwicklung 2011
Kapitalmärkte
Schon das erste Halbjahr 2011 war an den Finanzmärkten turbu-
lent: Die politischen Umbrüche in einigen nordafrikanischen Staa-
ten und der damit einhergehende Ölpreisanstieg, vor allem aber
die Naturkatastrophe in Japan und die anschließende nukleare
Verstrahlung, sorgten zwischenzeitig für enorme Kursausschläge.
Mit alldem wurden die Finanzmärkte letztendlich fertig: Einige
Aktienmärkte notierten im Juli bereits wieder in der Nähe ihrer
Jahreshöchststände oder sogar deutlich fester als zu Jahresbe-
ginn. Weitaus substanzieller setzte den Kapitalmärkten dagegen
das neuerliche Aufflammen der Schuldenkrise zu – vor allem, als
Ende Juli/Anfang August auch noch die USA davon erfasst wur-
den: Zuerst nährte ein Streit über die Anhebung der US-Verschul-
dungsobergrenze die Angst vor einem technischen Zahlungs-
ausfall der USA, kurz danach senkte die Ratingagentur S&P die
Bestnote AAA für die USA auf AA+.
Anleihen / Aktien
Die europäische Schuldenkrise erreichte im August ebenfalls eine
neue Dimension. Erstmals kletterten die von Investoren geforder-
ten Anleiherenditen auch großer Euroländer (Italien und Spanien)
auf ein derart hohes Niveau, dass deren langfristige Finanzierungs-
fähigkeit gefährdet ist. Andererseits kam es zu einer dramatischen
Flucht der Anleger in „sichere Häfen“ wie deutsche Bundesanlei-
hen. So erreichten diese bei 10-jähriger Laufzeit mit einer Rendite
von 1,7 Prozent ein absolutes Tief. Die Situation konnte erst mit
massiven Ankäufen von italienischen und spanischen Staatsanlei-
hen seitens der Europäischen Zentralbank (EZB) allmählich stabi-
lisiert werden.
An den Aktienmärkten führte die eskalierende Angst vor Staats-
pleiten und einer damit einhergehenden schweren Rezession zu
heftigen Marktbewegungen. Der DAX verlor vom Juli-Hoch bis
zum September-Tief gut ein Drittel seines Werts. Vor diesem Hin-
tergrund jagte in Europa ein Regierungsgipfel den nächsten. Ende
Oktober wurden eine Umschuldung Griechenlands (-50 Prozent
Kursabschlag für Anleihen im Besitz von Finanzinstituten), ein
vergrößerter Schutzschirm für Euroländer mit Finanzierungspro-
blemen sowie eine vorbeugende Erhöhung der Eigenkapitalan-
forderungen für große europäische Banken ab 2012 beschlossen.
Begleitet wurde der Einbruch an den Finanzmärkten im Sommer
durch die Angst vor einer neuerlichen Rezession der US-Wirtschaft:
Nachdem die Wirtschaftsleistung im ersten Halbjahr nur rund
1 Prozent zulegen konnte, befürchteten viele ein noch tieferes Ab-
tauchen im zweiten Halbjahr. Seit Anfang Oktober besserten sich
die US-Daten jedoch deutlich. Das BIP-Wachstum für das dritte
Quartal von 2,5 Prozent überraschte. Zusammen mit der Hoffnung
auf Fortschritte in der Bewältigung der Schuldenkrise hat dies
wesentlich zur Erholung an den Finanzmärkten bis Ende Oktober
beigetragen.
Währung
Auch währungsseitig hat die Schuldenkrise dem Euro zugesetzt –
vorrangig gegenüber dem Schweizer Franken: Kapitalzuflüsse aus
der Eurozone brachten den Euro-Franken-Kurs kurzfristig auf ein
historisches Tief von annähernd 1,00. Die Verwerfungen, die der
Franken-Höhenflug in der Schweizer Wirtschaft auslöste, zwangen
allerdings die Schweizer Nationalbank (SNB) letztendlich zu Inter-
ventionen. So legte sie eine Untergrenze von 1,20 Franken zum
Euro fest. Damit gelang es der SNB schließlich, die Spekulation
gegen den Euro einzudämmen.
Gold
Gold hingegen wurde einmal mehr seinem Ruf als „Fluchtwährung“
in schweren Zeiten gerecht. Es erreichte in der allgemeinen Verun-
sicherung im August mit 1.911 USD/Unze ein neues Rekordhoch.
In Euro gerechnet wurde der Höchststand im September mit 1.360
Euro pro Unze erzielt. Dieser Trend wurde durch Käufe von Zentral-
banken, insbesondere aus China, und die niedrigen Realzinsen un-
terstützt.
Zinsseitig erhielten die Kapitalmärkte Ende des Jahres von Seiten
der EZB Unterstützung. Aufgrund der stark nachlassenden Kon-
junkturdynamik in Europa senkte diese den Leitzins im November
und Dezember jeweils um 0,25 Prozent auf das Rekordtief von
1 Prozent.