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Interview Dr. Hannes Schmid und Dir. Josef Graber
Das bedeutet, dass der Kunde diese Auflagen nicht spüren wird.
Wir arbeiten nach dem Grundprinzip der Subsidiarität.
Die Bestimmungen von Basel III treffen alle Banken, auch
jene, die sich nichts zuschulden kommen ließen. Wie
sehen Sie das als Regionalbank?
Dir. Graber:
In der Krise 2008 war Raiffeisen Stabilitätsfaktor der
Tiroler Wirtschaft. Dadurch konnte die regionale Wirtschaft diese
Krise ohne Schaden durchtauchen. Zum einen hatten wir Sparein-
lagen, zum anderen vergaben wir Kredite an Tiroler Unternehmen.
Raiffeisen hat eben nicht spekuliert, nicht in ausländische Institu-
tionen investiert, sondern sichere Veranlagungen im Land getätigt.
Und doch treffen uns diese Auflagen nun hart – und vor allem: un-
verschuldet. Wir werden für diese neuen Auflagen einen Anstieg an
Personalkosten zu leisten haben. Und eines ist für mich ganz klar:
Alles, was jetzt eingeführt wird, kann auch in Zukunft solche Mal-
heure nicht verhindern, war es doch menschliches, nicht systemi-
sches Versagen, das zur Krise geführt hatte.
Dr. Schmid:
Ich kann zwar nachvollziehen, dass der Gesetzgeber
Handlungsbedarf gesehen hat. Aber leider wird nicht zwischen in-
ternationalen Investmentbanken und regionalen Banken, wie wir es
sind, unterschieden. Dabei sind es doch ausschließlich die Regio-
nalbanken, die einen regionalen Wirtschaftskreislauf in Schwung
halten können. In der Öffentlichkeit wird unsere traditionelle Zuver-
lässigkeit ebenso wenig dargestellt wie die Tatsache, dass wir die
eigentliche Stütze der Wirtschaft sind. Für uns gelten aber die glei-
chen Vorschriften wie für globale Banken. Wir bei Raiffeisen in Tirol
hatten noch nie Staatshilfe nötig, weil wir eben nachhaltig und ver-
antwortungsbewusst wirtschaften. Und das Topinstitut, die Raiffei-
sen-Landesbank, kann auch heuer wieder einen nachhaltigen Ge-
winn ausweisen. Fakt ist: Wir kommen – wohlgemerkt unschuldig
– trotzdem zum Handkuss!
Welche Formen der Geldanlage sehen Sie im Sinne der
Raiffeisen-Werte sicher-nachhaltig als die sinnvollsten an?
Dir. Graber:
Geldanlagen sind je nach Persönlichkeit individuell
mit ebensolcher Beratung zu tätigen. Unsere Mitarbeiterinnen und
Mitarbeiter kennen die Kunden, deren Risikobereitschaft und Ver-
mögenspotenziale für Veranlagungen, deren Wünsche und Ziele.
Dr. Schmid:
Die Wahl der Veranlagung richtet sich nach den indivi-
duellen Bedürfnissen. Die Menschen vertrauen uns in der Beratung
immer mehr. Im letzten Jahr hatten wir einen Einlagenzuwachs von
2,1 Prozent. Denn Einlagen bei Raiffeisen sind sicher! Zwei große
Finanzkrisen haben weder uns noch unseren Kunden irgendwel-
che Schwierigkeiten bereitet. Weil wir für Sicherheit in allen Geld-
angelegenheiten stehen.
Worauf führen Sie den immensen Erfolg der Raiffeisen-
Tirol Regional-Anleihe zurück?
Dr. Schmid:
Dieses Angebot haben wir für diejenigen Kunden kon-
zipiert, die Geld nicht in risikoorientierten Produkten, sondern auch
quasi „zweckgebunden“ für Tirol anlegen möchten. Das ist bei
den Tirolern sehr gut angekommen. Fakt ist: Nicht nur die Kondi-
tionen allein beeinflussen die Entscheidungen der Kunden, son-
dern auch das Wissen darum, was mit dem Geld geschieht. Das ist
ein starkes Argument für die Regional-Anleihe, denn die investier-
ten Gelder werden ausschließlich in Tirol verwendet! Auch unsere
Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter stehen zu 100 Prozent hinter die-
sem Angebot. Unsere Bewertungsprinzipien Fairness und Klarheit,
Transparenz und Ethik kommen in diesem Produkt zur Geltung.
Und das wird honoriert!
Dir. Graber:
Für die regionalen Banken besteht der Vorteil darin,
dass wir marktgerecht reagieren, dem Kunden damit auch etwas
im mittelfristigen Bereich und dadurch auch bessere Konditionen
bieten können.
Thema Sparen: Ist Sparen generell noch „in“?
Dr. Schmid:
Ja! Die klare Transparenz und der starke Sicherheits-
gedanke beim Raiffeisen-Sparbuch entsprechen den Wünschen
der Menschen nach Überschaubarkeit – gerade bei der Fülle an
Finanzprodukten, die angeboten werden. In Tirol hat Sparen
traditionell einen ganz besonderen Stellenwert. Die Menschen
legen ihr Geld gerne aufs Sparbuch. Aktien und Investitionen auf
dem Kapitalmarkt ergänzen die Veranlagung.
Dir. Graber:
Sparen zählt in Tirol zu den traditionellen Werten.
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„Wir sind
der Stabilitätsfaktor
der regionalen
Tiroler Wirtschaft.“
Dr. Hannes Schmid,
Vorstandssprecher der RLB Tirol
Dir. Josef Graber