Wirtschaftsinformation der Tiroler Raiffeisenbanken
Raiffeisen kompakt 01/2012
gastkommentar
von
mag. dR.
geRTRude TumPel-
gugeRell
WIFO, EmeritaConsultant
ehem. VizegouverneurinderOeNB
undDirektorinder EZB
imrAmpenLiCHt
© Petra sPiola - WWW.sPiola.net
Zehn Jahre euro-Bargeld:
das symbol für ein einheitliches europa
Der Euro ist eine Erfolgsgeschichte, auch wenn sich nicht von der Hand weisen lässt, dass sich das
Euro-Währungsgebiet derzeit in einer schwierigen Situation befindet. um das Vertrauen wiederher-
zustellen, müssen einige Länder ihre Staatsfinanzen nachhaltig sanieren.
i
m Juni 1988 wurde vom Europä-
ischen Rat ein Jahrhundertprojekt
der europäischen Integration be-
schlossen – die stufenweise Verwirk-
lichung der Wirtschafts- und Währungs-
union (WWU), welche mit der Einführung
des Euro-Bargeldes am 1. Januar 2002 ih-
ren Höhepunkt erreichte. Als Buchgeld wur-
de die Gemeinschaftswährung bereits 1999
eingeführt. Ich war in meiner damaligen
Funktion in der Oesterreichischen Natio-
nalbank für die Koordinierung der Vorbe-
reitungen zum Beitritt zur WWU betraut.
Wir standen vor großen logistischen, recht-
lichen, institutionellen und auch kulturellen
Herausforderungen: angefangen von dem
Aufbau neuer Strukturen und Institutionen
wie der Europäischen Zentralbank bis hin
zur logistischen Meisterleistung, 300 Mil-
lionen Menschen in damals 12 Ländern mit
einer neuenWährung zu versorgen.
Bringt uns der Euro Vorteile?
Mittlerweile umfasst das Euro-Währungs-
gebiet 17 Mitgliedstaaten mit einer Bevölke-
rungsanzahl von rund 330 Millionen Men-
schen. Österreich hat als relativ kleine und
offene Volkswirtschaft sehr stark von der
Einführung des Euro profitiert. Exportwirt-
schaft, Direktinvestitionen, Tourismus und
Beschäftigung sind nur einige der Bereiche,
in denenÖsterreichsWirtschaft enorme Er-
folge aufweisen kann. Insbesondere im Be-
reich der Exporte können, mit Ausnahme
des Jahres 2009, als die Auswirkungen der
Wirtschaftskrise schlagend wurden, ho-
he Zuwachsraten verzeichnet werden. Seit
1999 haben sich die österreichischen Ex-
porte nahezu verdoppelt. Der Wegfall von
Wechselkursen innerhalb der Eurozone –
mit rund 55 % Exportanteil der wichtigste
Absatzmarkt – erleichtert Unternehmen
die Preiskalkulation und hat zu erheblichen
Kosteneinsparungen geführt, auch weil eine
Absicherung von Wechselkursrisiken nicht
mehr notwendig ist. Auch hat der Euro die
Internationalisierung der heimischenWirt-
schaft vorangetrieben, wie ein Blick auf die
Direktinvestitionen zeigt, welche sich sehr
dynamisch entwickelt haben.
Die Vorteile einer gemeinsamen Wäh-
rung haben sich jedoch nicht nur positiv auf
die Unternehmen ausgewirkt, auch die ös-
terreichische Volkswirtschaft und die Be-
völkerung haben davon profitiert. So betrug
das reale Wirtschaftswachstum seit 1999
durchschnittlich2%proJahrundÖsterreich
gehört gemessen an derWirtschaftsleistung
pro Kopf zu den reichsten Ländern im Eu-
roraum. All diese Entwicklungen haben zur
Schaffung neuer Arbeitsplätze geführt.
Der Euro hat auch verhindert, dass unse-
re Ersparnisse entwertet wurden. Das vor-
rangige Ziel des Eurosystems (Anmerkung:
die Europäische Zentralbank und die natio-
nalen Zentralbanken des Euro-Währungs-
gebietes) ist die mittelfristige Sicherung
der Preisstabilität, d. h. eine Inflationsrate
von unter, aber nahe 2 %. Seit 1999 liegt die
durchschnittliche jährliche Inflationsrate in
Österreich bei rund 1,9 % und befindet sich
somit in vollem Einklang mit der vom Eu-
rosystem definierten Preisstabilität. Es ist
jedoch nicht zu verleugnen, dass es im Ver-
lauf des Jahres 2011 zu einem empfindlichen
Preisauftrieb gekommen ist, was insbeson-
dere Produkte des täglichen Gebrauchs wie
Lebensmittel und Benzinpreise betraf und
v. a. auf gestiegene Rohstoff- und Ölpreise
zurückzuführen war. Auch die Wirtschafts-
aussichten und die Arbeitsmarktsituation
haben sich 2011 eingetrübt und gemäß Pro-
gnosen ist auch dieses Jahr nur eine geringe
Dynamik zu erkennen. Diese Entwicklungen
haben jedoch nichts mit einer Schwäche des
Euro zu tun, sondern mit einer übermäßigen
Verschuldung einiger europäischer Länder.
Staatsschuldenkrise als
Bewährungsprobe.
Trotz der Erfolge desEuro ist es nicht vonder
Hand zu weisen, dass sich das Euro-Wäh-
rungsgebiet derzeit in einer schwierigen
Situation befindet. Eine Wirtschafts- und
Währungsunion kann nur funktionieren,
wenn die zugrundeliegenden Spielregeln –
allen voran der Stabilitäts- undWachstums-
pakt – eingehalten werden. Doch diese Re-
geln wurden aufgeweicht und die Folge
waren ausufernde Staatsschulden in eini-
gen Ländern. Einweiteres Problemwar, dass
man sich bei der Konstruktion der WWU zu
sehr auf nominale Kriterien (Maastricht-
kriterien) und weniger auf realwirtschaft-
liche Kriterien (z. B. Pro-Kopf-Einkommen)
gestützt hat. Wirtschaftliche Ungleichge-
wichte zwischen den Mitgliedstaaten wur-
den ausgeklammert. Auch haben wir keine
politische Union – europäische Entschei-
dungenwurden auf Grundlage nationaler In-
teressen gefällt. Diese Konstruktionsfehler
der WWU müssen nun behoben werden und
mit dem umfangreichen Paket zur besseren
wirtschaftspolitischen Steuerung auf euro-
päischer Ebene ist ein erster Schritt getan.
Um das Vertrauen wiederherzustellen,
müssen einige Länder des Euro-Währungs-
gebietes ihre Staatsfinanzen nachhaltig sa-
nieren. Die richtige Balance von glaubwür-
digen Strukturreformen und Beiträgen auf
der Einnahmen- und Ausgabenseite muss
gefunden werden, um die Wettbewerbsfä-
higkeit langfristig zu garantieren. Auch wä-
ren nationale Schuldenbremsen eine solche
vertrauensbildende Maßnahme. All diese
Reformen müssen von einem Wachstums-
programm begleitet werden, um die Kon-
junktur anzukurbeln. Wesentlich erscheint,
dass diese Ziele nicht durch das Anwerfen
der Banknotenpresse erreicht werden.
Eine stabileWährung, tragfähige Staats-
finanzen und wirtschaftliche Wettbewerbs-
fähigkeit stellen unseren Wohlstand sicher
und wir müssen alle an einemStrang ziehen,
um diesen auch in Zukunft für uns und die
nächsten Generationen zu sichern.
„EineWirtschafts- undWährungsunion kann
nur funktionieren, wenn die zugrunde
liegenden Spielregeln eingehalten werden.“
Mag. Dr. Gertrude Tumpel-Gugerell
Familienfreundlich.
Insgesamt 132 Betriebe haben am Landes-Wettbe-
werb „Familienfreundlichster Betrieb Tirols“ teilgenommen. Darunter auch die Raiff-
eisenbanken Vomp, Hart im Zillertal, Defereggental, die Raiffeisen-Landesbank Tirol
AG und Raiffeisen Immobilien Treuhand Kitzbühler Alpen. Letztgenanntes Unterneh-
menwurde sogarmit einemHauptpreis in der Kategorie bis zu fünfMitarbeiterInnen von
der Jury prämiert. NebenUnterstützung in der Kinderbetreuung und der Einführung fle-
xibler Arbeitszeiten bieten die prämierten Unternehmen Weiterbildungsangebote, auch
während der Karenzzeit, und medizinische Versorgung am Arbeitsplatz. Weitere Plus-
punkte seien die Unternehmenskultur und das kollegiale Verständnis füreinander. Im
Bild: LRin Patrizia Zoller-Frischauf, GF DI (FH) Harald Hagelmüller (Raiffeisen Immo-
bilien Treuhand Kitzbühler Alpen) und Landtagsabgeordnete Mag.
a
Verena Remler
© land tirol/rathmayr
Bedeutende Kunstwerke in innsbruck.
Die RLB Kunstbrücke
in Innsbruck eröffnet das Ausstellungsjahr 2012 mit der Präsentation einer kleinen Aus-
wahl der bedeutenden Sammlung des Kunstmuseum Liechtenstein. Mit der Ausstellung
„Der Blick. Das Wort. Die Geste.“ bringt Kuratorin Silvia Höller Werke von Joseph Beuys,
Lovis Corinth, Alberto Giacometti, Rebecca Horn, Julian Opie, Edvard Munch oder Carl
Spitzweg sowie 25 weiteren namhaften Künstlerpersönlichkeiten nach Tirol. Bis ein-
schließlich18. Mai ist die Auswahl von 37 Arbeiten der insgesamt 32 Künstlerpersönlich-
keiten in Innsbruck zu sehen. Der Eintritt ist kostenlos.
carl spitzweg: der bücherwurm,
o.J. (Öl auf leinwand, 49,5 x
27,7 cm; sammlung merz,
kunstmuseum liechtenstein)
man Ray: Portrait imaginaire d’arcimboldo, 1953
(Öl auf leinwand, originaler holzrahmen, 46,5 x 32,8 cm;
Rahmen 69,5 x 50 x 2,5 cm; kml 2007.05; erworben
mit mitteln der „stiftung freunde des kunstmuseum
liechtenstein“)