Seite 86 - RLB Geschäftsbericht 2008

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auf Foyers und SB-Zonen zu verzichten,
der Kernpunkt der neuen Filialkonzepte.
Der Mensch sollte im Mittelpunkt sein, er
sollte im Gespräch mit dem Kundenberater
stehen und nicht nur Automaten bedienen,
der Kunde sollte die Bank spüren, das
Bemühen, die Kompetenz, die Freundlich-
keit, und eben auch die Tiroler Kunst, der
sich die Bank seit 1998 in der Kunstbrücke
so engagiert angenommen hat. Es sollten
Dependancen der Kunstbrücke geschaffen
werden, Bankstellen, die nicht nur durch
Kundennähe punkten, sondern auch Kunst
zeigen sollten, Kunst eingebettet in die
Architektur, nicht Kunst am Bau, hinge-
stellte Skulpturen, Bilder, die an Wände
gehängt werden, sondern Kunst, die sich
fließend in die Architektur einfügt, die Teil
der Architektur wird.
Böden, Wände und Decken sollen in
Zukunft bespielt werden, Künstler und
Architekt arbeiten zusammen, eigentlich
Künstler und Künstler; denn im Grunde
ist, wie Obermoser mir bestätigt, auch der
Architekt ein Künstler: Selbstverständlich,
sagt er und erklärt mir seine Arbeit: 50
Prozent Abwicklung und Verwaltung und
50 Prozent Kreativität, Gestalten, Entwer-
fen, und das ist Kunst. Als Architekt ist ihm
natürlich Funktionalität sehr wichtig, aber
Funktionalität schließt Kunst nicht aus,
er ist Maler, er schreibt seine Häuser auf
ein weißes Blatt Papier, er ist Bildhauer, er
formt und modelliert, er ist genauso Künst-
ler wie der Maler, der Räume auf seiner
Leinwand schafft. Zusammenarbeit von
Künstlern also, eine hervorragende
Voraussetzung, aus den Filialen der RLB
Tirol etwas ganz Besonderes zu machen.
In Pradl ist das bereits gelungen. Der
Besucher der Bank wird hier mit einer
übergroßen Reproduktion des Kunst-
werks „Verbale“ von Feuerstein und
Fuchs konfrontiert, die Wände sind damit
sozusagen tapeziert, das Werk ist noch
auf der Straße sichtbar, Tiroler Künstler
an der Wand. Die Kundin, die Geld auf ihr
Sparbuch einzahlt, taucht automatisch in
den Raum ein, sie fühlt sich nicht nur wohl
in dem architektonisch ruhigen, offenen
Raum, sie wird umspült von den Farben,
von Feuerstein und Fuchs, von Fuchs
und Feuerstein, bunt, Kreuze, Kreise, und
vor ihr das freundliche Lachen der netten
Mitarbeiterin. So kann eine Bank sein. Die
Kundin fühlt sich wohl, sie dreht sich um,
wendet sich von Fuchs und Feuerstein ab
und sieht an der anderen Wand, zwischen
den Eingängen zu den Büros, beleuchtete
Glaskästen, auf denen alte Fotografien
von Pradl reproduziert sind, hier spürt
sie die Regionalität, die dem Konzeptent-
wickler ebenso wichtig war wie die Tiroler
Kunst. Die Glasflächen sollen regelmäßig
unterschiedliche Blicke auf Pradl zeigen,
Fotografien, die den Stadtteil vorstellen,
ihn würdigen, die Kundin soll sich hier
wohl fühlen, heimisch. Und das gelingt. Ich
bin ebenso Kunde hier, bringe regelmäßig
meine Erlagscheine zum Abstempeln und
schaue mir die Wand an. Coole Bank,
denke ich mir. Und cool findet es auch der
Architekt, der vor mir sitzt und mir von der
eben eröffneten Filiale in Imst erzählt, in
der der Künstler Christoph Hinterhuber, der
ebenso wie Thomas Feuerstein Preisträger
des RLB Kunstpreises ist, Lichtinstallatio-
nen in die Wände eingebettet hat. Neben
Hinterhubers Arbeit wurde in Imst auch
das Konzept des „Marktplatzes“ umge-
setzt. In größeren Filialen soll der freie
Raum zwischen Eingang und Schaltern für
Sonderausstellungen Platz bieten, dieser
freie Platz soll zum Ort der Kunst und der
Begegnung werden.
Weitere Filialen werden umgebaut, neu
gebaut, das Konzept hat Erfolg, Obermo-
sers Ideen fruchten, neue werden bereits
ausgebrütet in seinem Kopf. Wie kann man
Kunst an die Decke bringen, wie auf den
Boden? Das beschäftigt ihn, das macht
ihm Spaß. Er freut sich auf die nächste
Zusammenarbeit mit einem Künstler, einer
Künstlerin, wer das sein wird, weiß er noch
nicht, man wird sich finden, sagt er.
„Es sollten Dependancen der
Kunstbrücke geschaffen werden,
Bankstellen, die nicht nur durch
Kundennähe punkten, sondern
auch Kunst zeigen sollten.“