Über
Architektur,
Bank und
Kunst
Mittagspause, Interviewtermin. Wir sitzen in der Bankfiliale Pradl,
mitten im Raum zwei Stühle, Obermoser und ich. Vor mir beim Ein-
gang der Bankschalter, links Bürotüren und an den Wänden Kunst,
überall ist es bunt, modern, Lichtkästen mit alten Fotos aus dem
Stadtteil, diese Filiale ist anders, offen, einladend, kein Foyer, keine
stummen Maschinen, in die man Erlagscheine steckt, angenehme
Arbeitsplätze für freundliche Menschen, eingebettet in Schönes,
Kunst von Thomas Feuerstein und Herbert Fuchs, Architektur von
Johann Obermoser.
Man kennt diesen Mann in Innsbruck, wie er auf dem Rad sitzt
und herumfährt, von Ort zu Ort. Alles, was er zu Fuß und mit dem
Rad erreichen kann, ist gut, sagt er und schmunzelt. Aber seine
Wege gehen weiter, sein Einflussbereich ist größer. Seit 1983 baut
er erfolgreich Häuser, Wohnungen, Büros im Tiroler Raum. Neben
vielen anderen Projekten kennt man seine Entwürfe zum neuen
Kaufhaus Tyrol, man hat diese beeindruckende Fassade im Kopf,
die Löcher im Aluminium, die Assoziation mit herrlichem Emmenta-
ler. Wochenlang kreisten seine Entwürfe durch die Medien, regten
zu Diskussionen an, polarisierten. Johann Obermoser ist Architekt,
Tiroler Architekt, sagt er. Nur kurz war er in Wien, um dann wieder
zurückzukommen und ein Büro zu eröffnen, das mittlerweile 32
Menschen Arbeit gibt. Er lebt hier und baut hier, er kennt die Land-
schaft, das Klima, die Menschen und ihre Bedürfnisse, er weiß, wo
die Sonne in Tirol aufgeht und wo die Vorstellungskraft der Tiroler
untergeht. „Sein Kaufhaus“ wird nicht ganz so gebaut, wie er sich
das vorgestellt hatte, das schmerzt ihn, und das schmerzt auch
mich und viele andere, die an die Umsetzung dieses städtebau-
lichen Highlights geglaubt hatten.
Egal, Obermoser plant weiter, lässt sich nicht unterkriegen, er weiß,
was er kann, er will Neues, ist offen für gute Ideen, er will sich nicht
wiederholen, er will kreativ sein, neu gestalten, nicht kopieren. Und
deshalb hat ihn wahrscheinlich die RLB Tirol auch gebeten, seine
visionären Vorstellungen in ein Konzept zur Neugestaltung für
Bankfilialen einzubringen. Es sollten Gemeinsamkeiten gefunden
werden, und doch sollte die Individualität der einzelnen Filialen
gewahrt bleiben. Das Konzept sollte für kleine, mittlere und große
Einheiten umsetzbar sein, die Bank sollte sich nach außen hin
präsentieren mit dem, was ihr wichtig ist, Kompetenz, Kunden-
freundlichkeit und Kunst. Die Idee, die Kunstbrücke, die mittlerweile
zum Begriff geworden ist und der Bank ein unverkennbares Profil
gegeben hat, in die Filialen hinauszutragen, war neben der Idee,