Arbeiten. Der Museumsdirektor kommen-
tiert, erklärt, ich überfliege die Texte zu den
Künstlern. Tiroler Kunst: Zeichnungen von
Raimund Abraham, sehr frühe Arbeiten
von Anton Christian, Werke aus einer
zentralen Schaffensphase aus den frühen
70er-Jahren des 20. Jahrhunderts, weiters
Werke des international anerkannten
Künstlers Heinz Gappmayr, Objekte von
Martin Gostner, Arbeiten von Peter Kogler
und Oswald Oberhuber, der wie kaum ein
anderer die Bildende Kunst aus der Grau-
zone der Nachkriegszeit herausgeführt
hat, dann sind da Werke von Max Peintner
aus den 70er-Jahren, Markus Prachenskys
„Rouge sur Noir“, „Rot auf Weiß“, Fotos
von Helmut Schober und Arbeiten von Lois
Weinberger, dem kürzlich gemeinsam mit
seiner Gattin Franziska eine Ausstellung
auf der RLB Kunstbrücke gewidmet war.
Auf meine Frage, warum denn die we-
nigsten der international erfolgreichen
Tiroler Künstler hier im Land leben, spricht
Meighörner von Neugier und einem
offenen Blick auf die Welt. Künstler haben
die Aufgabe, Avantgarde zu sein, und dazu
müssen sie das vertraute Umfeld verlas-
sen, müssen fremde Dinge aufsaugen
und sie mit den bisherigen Erfahrungen
relativieren. In die Fremde zu gehen ist
wichtig, sagt Meighörner, neue Sichtwei-
sen in sein Werk einfließen zu lassen, sich
Neuem zu stellen, den Kontakt zu anderen
Künstlern zu suchen, sich zu vergleichen,
all das gehört dazu, um zu wachsen. Die
Luft ganz oben ist dünn, sagt er, wer ganz
vorne mitspielen will, muss bereit sein für
die Welt, sie als Inspiration annehmen,
sich nicht vor ihr verbergen. Das leuchtet
ein. Schließlich weiß der Mann, wovon er
spricht, er hat sich noch einmal in seinem
Leben entschlossen, mit seiner Familie sei-
nen Lebensmittelpunkt an einen anderen
Ort zu verlagern, seit gut zwei Jahren lebt
er hier in Tirol und leitet die Geschicke des
Museums.
Meighörner liebt seine Arbeit, die Muse-
umsarbeit, die sich von der Arbeit privater
Sammler unterscheidet, das Museum muss
nämlich dokumentieren, sagt Meighörner,
es geht nicht nur um das Sammeln und
um das Zeigen, sondern auch darum, die
Software hinter den Exponaten zu zeigen,
das Umfeld, die Zeit, aus der ein Kunst-
werk stammt. Das Museum bemüht sich,
Kunstwerke lesbar zu machen, Erklä-
rungen anzubieten. Obwohl Meighörners
Leidenschaft das Museum ist, schätzt er
aber Institutionen wie die RLB Tirol, das
Engagement zu sammeln und Künstlern
ein Forum zu bieten, sowie die Tatsache,
dass viele Menschen mit Kunst konfron-
tiert werden, die sonst wahrscheinlich
keinen Zugang zur Kunst finden würden,
Menschen, die vielleicht auch nicht ins
Museum kommen würden, zu beglücken,
auch in Krisenzeiten.
Neben den Ausstellungen lobt Meighörner
auch den RLB Kunstpreis. Der Preis un-
terstützt Künstler, die bereits eine Ausbil-
dung abgeschlossen haben, aber weitere
Starthilfe benötigen. Dass der Sieger des
Kunstpreises in einer Einzelausstellung im
Landesmuseum präsentiert wird, sieht er
als außerordentlich wichtig an. Christoph
Hinterhuber stellt derzeit im Ferdinandeum
aus, er hat den Preis zuletzt gewonnen, er
ist auf dem richtigen Weg, möglicherweise
wird er sich irgendwann unter den großen
Namen der Tiroler Kunst einordnen. Meint
Meighörner, zieht an seiner Pfeife und
lächelt. Sehr spannend das alles, sagt er.
Finde ich auch.
„Die Luft ganz oben ist dünn, sagt
er, wer ganz vorne mitspielen will,
muss bereit sein für die Welt, sie
als Inspiration annehmen, sich
nicht vor ihr verbergen.“