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Euro verliert Favoritenrolle
Sehr uneinheitlich war im Jahresverlauf 2008 auch die Tendenz
beim Euro. Die europäische Einheitswährung hat schließlich ihre
jahrelange Favoritenrolle an den internationalen Devisenmärkten
verloren. Noch Mitte 2008 notierte der Euro bei 1,60 US-Dollar und
damit auf einem historischen Hoch. In der zweiten Jahreshälfte
ging dann aber auch der Euro auf eine Talfahrt bis 1,23 US-Dollar.
Für diese Abwertung waren hauptsächlich zwei Faktoren verant-
wortlich. Zum einen war die US-Währung stark überverkauft, was
schließlich eine Gegenbewegung auslöste, und zum anderen
belasteten unterschiedliche Zinserwartungen den Euro. Denn die
US-Notenbank hatte die Leitzinsen in Amerika bereits deutlich
gesenkt, während die Europäische Zentralbank noch im Juli den
Reposatz um 25 Basispunkte auf 4,25 Prozent angehoben hatte.
Schnell wurde jedoch deutlich, dass die EZB angesichts der sich
rasch eintrübenden Konjunktur dieses Leitzinsniveau nicht würde
halten können. Die Erwartung einer bevorstehenden deutlich
abnehmenden Zinsdifferenz der Eurozone zu Amerika setzte dann
den Euro erheblich unter Druck. In den letzten Wochen des Jahres
2008 konnte sich die europäische Einheitswährung nach der Einlei-
tung einer Nullzinspolitik in den USA aber wieder stabilisieren.
Sichere Anlagen gefragt
Die unsichere Lage an den Finanzmärkten führte zu einer Flucht
der Anleger aus risikobehafteten Investments. Die daraus lukrierten
Gelder wurden neben Bundesanleihen vor allem in Sparbüchern
angelegt. Die attraktiven Zinsen sowie die unbeschränkte Staats-
garantie auf die Spareinlagen von Privatpersonen unterstützten
diesen Trend zusätzlich. Aus dem erwähnten Sicherheitsdenken
heraus stieg auch die Nachfrage nach effektivem Gold in Form von
Münzen oder Barren rasant an.
Österreichs Wirtschaft
Auch Österreich blieb von der internationalen Finanzkrise nicht
verschont. Aufgrund des starken ersten Halbjahres konnte jedoch
für das Jahr 2008 noch ein Wachstum des realen BIP von 1,6
Prozent erzielt werden. Allerdings zeigten die letzten zwei Quartale,
dass auch auf Österreich im Jahr 2009 dunkle Konjunkturwolken
zukommen. Eine Stütze für die Konjunktur stellten im vergangenen
Jahr nach wie vor die Exporte dar, die weiterhin ein solides Wachs-
tum aufwiesen. Ab Herbst zeigten sich auch die ersten negativen
Auswirkungen der Konjunkturentwicklung auf den Arbeitsmarkt.
Im Jahresvergleich gegenüber Ende 2007 kam es zu einem
Anstieg der Arbeitslosigkeit um 8,2 Prozent. Die Inflation erreichte
infolge der Rohstoff- und Ölpreisentwicklung, aber auch der stark
gestiegenen Nahrungsmittelpreise, mit 3,2 Prozent den höchsten
Jahreswert seit 1992.
Zusammenfassend kann gesagt werden, dass Österreich im tur-
bulenten Jahr 2008 mit einem blauen Auge in Hinsicht auf die ge-
samtwirtschaftliche Entwicklung weggekommen ist. Das Jahr 2009
wird allerdings große Herausforderungen an die österreichische
Wirtschaft stellen und erstmals seit langer Zeit ein Schrumpfen des
realen Bruttoinlandsproduktes mit sich bringen.