Über die
Kunst,
Brücken
zu bauen
Ein Besprechungszimmer der Raiffeisen-Landesbank. Vor mir ein
Hingucker, ein Mann mit Mantel, Hut und Tasche, grauer Nadelstreif,
weißes Stecktuch, eine elegante Erscheinung. Er ist ein obsessiver
Sammler von Krawatten, Fotografien und Uhren, ein Reisender, der
sich selbst unter anderem Namen Postkarten aus aller Welt schreibt,
und er ist erfolgreicher Direktor der Kunsthalle Wien. Gerald Matt
nimmt vor einem Max-Weiler-Gemälde Platz.
Dieser Mann kommt mir bekannt vor, ich kenne ihn, sein Gesicht, die
Art wie er redet, ich rätsle, versuche mich zu erinnern, plage mich,
dann ist es da. Das ist der Mann aus dem Handy. Für einen Han-
dyanbieter hat Gerald Matt 2003 kleine ironische Kommentare zum
Tage verfasst, kleine Filmchen, die am Handy zu sehen waren und
auf ATV, Gerald Matt als Stadtflaneur, der sich in verschiedene Rollen
begibt und den Tag kommentiert, 365 kleine „Einlassungen“, wie er
sagt, Texte schräg inszeniert, amüsant und besonders. Jetzt sitzt er
vor mir und spricht über Kunst.
Seit einem Jahr kommt Matt regelmäßig nach Tirol, um gemeinsam
mit Silvia Höller, der Kuratorin der RLB Kunstbrücke, und Christoph
Bertsch über die Zukunft des RLB-Kunstengagements zu diskutie-
ren, über die Sammlung, über Tiroler Künstler und Kunstförderung.
Matt ist Mitglied einer Jury, die vom Vorstand der Bank eingesetzt
wurde, um weiterhin Qualität zu garantieren, um der Sammlung der
RLB Profil zu geben.
Auf die Frage, warum sich der Direktor der Kunsthalle Wien in der
Jury einer Bank engagiert, antwortet er: „Immer, wenn Künstler
zusammenkommen, reden sie über Geld, und immer, wenn Banker
zusammenkommen, reden sie über Kunst.“ Das hat Oscar Wilde vor
sehr langer Zeit gesagt. Geld und Kunst hatten immer schon mitein-
ander zu tun. Es handelt sich um zwei verschiedene Wertsphären,
sie werden zwar immer voreinander auf der Hut sein, aber sie wer-
den einander immer brauchen. Wichtig ist die Qualität und dass die
Kunst im Vordergrund steht, dass sie nicht stiefmütterlich behandelt
wird, sondern mit Respekt. Und das ist bei der RLB der Fall.
Gerald Matt hat keine Berührungsängste, die Bank ist für ihn ein
öffentlicher Raum, und dass in diesem Raum hochwertige Kunst
gezeigt wird, macht ihn zum Ausstellungsort, zum Ort der Be-
gegnung. Kunst soll Teil des Lebens sein, nicht im Elfenbeinturm
verschlossen bleiben, sie soll gezeigt, zugänglich gemacht werden.
Die RLB Kunstbrücke, die 1998 mit dem Ziel gegründet wurde,