Seite 64 - rlb_geschäftsbericht 2007

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„Es gibt zwei wichtige Eckpfeiler in
unserem Unternehmen, zwei Din-
ge, die einen guten Unternehmer
ausmachen. Zum einen der Ge-
winn, ohne Gewinn kann man gleich
zusperren und den Mitarbeitern das
Gehalt nicht pünktlich auszahlen oder
noch schlimmer, keinen Arbeitsplatz
garantieren. Zum anderen ist es das
Gewissen. Wie geht man mit Men-
schen um, was ist man bereit zu tun
für sie.“
Über soziale Projekte, über Gutes,
das er tut, spricht er nicht. Er sagt,
darüber zu reden fände er unmora-
lisch. Wenn man geben will, soll man
es tun und sich nicht damit brüsten.
Das ist seine Devise, seine Verant-
wortung, wie er sagt. „Ich habe sehr
viel Glück gehabt in meinem Leben,
man hat geradezu die Verpflichtung,
etwas weiterzugeben.“
Michael Seeber hat Rückschläge
weggesteckt und überwunden, in der
Firma und privat. Er ist nie stehen-
geblieben, hat Neues zugelassen,
Entwicklungen gefördert, die anfangs
nicht fruchtbringend schienen. Der
Mann hat ein gutes Händchen, denke
ich mir. So hat er auf Windgene-
ratoren gesetzt, auf eine Form der
Energiegewinnung, die zukunftswei-
send ist.
Herr Papst, sein Chefingenieur, einer
von hundertsiebzig in der Leitner-
Gruppe, hatte die Idee im Jahr 2000
an Michael Seeber herangetragen, er
hatte ihm das Prinzip des Windgene-
rators anhand eines Fahrraddynamos
erklärt. Michael Seeber hatte verblüfft
gelauscht und im selben Moment zu
rechnen begonnen, noch bevor Herr
Papst seine Ausführungen beendet
hatte.
Heute ist „Leitwind“ neben Seilförder-
anlagen, Pistengeräten und „Mini-
Metro“ ein wichtiger Bestandteil des
Unternehmens. Überall auf der Welt
kennt man den Namen Leitner.
Michael Seeber sorgt dafür. Und
wenn er das gerade nicht tut, küm-
mert er sich um seine Familie.
Er erzählt mir, dass er mit seiner
dreijährigen Enkelin gefrühstückt
hat, dass sie ein entzückendes rotes
Kleid getragen hat an diesem Mor-
gen, dass ihm die Zeit mit den zwei
Enkelkindern, mit seiner Familie die
wichtigste ist. Auf meine Frage, ob er
ein Lebensmotto hat, etwas, das ihm
immer wichtig war, fallen ihm sofort
seine Lieben ein.
Die Familie. Das ist das Wichtigste.
Aber auch die Kunst ist ihm wichtig.
Er will mindestens drei Bücher schrei-
ben, wenn er in Pension ist, Bücher
über Künstler, über Karikaturisten, die
er sehr schätzt. Seeber sammelt. In
seinem Büro stehen einige Werke am
Boden, verpackt, frisch aus der Gale-
rie, von diversen Auktionen, noch mit
Preisschildern versehen. Das ist seine
Leidenschaft, sagt er, Bilder, Literatur
und auch die Musik. Beethoven.
Gemeinsam mit Gustav Kuhn hat er
im Dezember alle neun Beethoven-
Symphonien nach Sterzing gebracht.
An fünf aufeinanderfolgenden Tagen
erlebte ein begeistertes Publikum den
fantastischen Zyklus, von dem Seeber
schon als Student ergriffen war. „Der
Besuch dieser Konzerte hat mich da-
mals so stark beeindruckt, dass in mir
auf meinem weiteren Lebensweg, als
ich längst in zeitintensive wirtschaft-
liche Entscheidungsprozesse einge-
bunden war, der Wunschtraum wach
geblieben ist, ein weiteres Mal in das
unendliche Meer der Töne, das ein
solcher symphonischer Zyklus bietet,
abzutauchen.“
Kunstförderung war für Michael See-
ber immer schon ein Thema. Zahl-
reiche Ausstellungskataloge liegen
auf dem Tisch vor mir, Kataloge, die
er finanziert hat, Ausstellungen, die
er initiiert hat. Er beschreibt, erklärt,
kommt ins Schwärmen. Ich höre ihm
gerne zu. Dieser Mann tut der Kunst
gut, nicht nur der Wirtschaft.
Das freut mich. Weiter so.
Michael Seeber wurde 1948 in Ster-
zing in Südtirol geboren. Der zwei-
fache Familienvater studierte Rechts-
wissenschaften an der Universität
Wien und stieg im Jahr 1993 bei der
Leitner AG ein. Michael Seeber ist
heute Präsident des Verwaltungsrates
der Unternehmensgruppe Leitner
Technologies, die in den Geschäfts-
feldern Seilförderanlagen, Pisten-
fahrzeuge, urbane Transportsysteme
und Windenergie weltweit erfolgreich
tätig ist. Die Gruppe, mit Hauptsitz in
Sterzing, beschäftigt weltweit mehr
als 1700 Mitarbeiter und erzielte 2006
einen konsolidierten Konzernumsatz
von EUR 592 Millionen.