Seite 49 - rlb_geschäftsbericht 2007

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Karl Reiter
Von Betten, Pools
und Pferden.
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Nachdem ich mit dem Auto auf
einer unterirdischen Straße fast direkt
zur Rezeption gefahren bin, zeigt
mir ein sehr freundlicher Mitarbei-
ter das Haus, führt mich durch die
unterirdischen Gänge, zeigt mir die
Suiten, die japanischen Überlaufba-
dewannen, den unendlich großen
Spa-Bereich, die Shopping-Mall, den
Ganztagskindergarten für Gäste und
Mitarbeiter, den Beautybereich und
vieles mehr. Alles hier ist elegant, ge-
schmackvoll dekoriert, einladend.
Wieder zurück an der Rezeption, war-
te ich auf den Hausherrn, ich nehme
diesen Führer in die Hand, der vor mir
liegt, blättere darin. Tirol, Achenkirch,
Posthotel.
Der Relax Guide, der wichtigste Füh-
rer zur Bewertung von Wellnessho-
tels, schreibt Folgendes über dieses
schöne Haus: „Irgendwann beginnen
erfolgreiche Hotels einen gewissen
Fettpolster anzusetzen, sodass man
nach einigen Jahren befürchten
muss, es könne beim nächsten Be-
such eine Abstumpfung im Manage-
ment und bei den Mitarbeitern einge-
treten sein. Im Posthotel Achenkirch,
das zum siebten Mal in Folge mit vier
Lilien ausgezeichnet wurde, ist das
nicht so. Man kann sich nur verneigen
und Herbert Grönemeyers Liedtitel
zitieren – Es bleibt alles anders.“
Seit Jahren wird das Posthotel der
Spitzengastronomen Karl und Karin
Reiter mit vier Lilien und der höchsten
Punktzahl bewertet, eine Auszeich-
nung, auf die sie stolz sind. Nur noch
ein zweites Hotel in Österreich hat es
in die Oberliga geschafft, und dieses
Hotel gehört ebenfalls der Familie
Reiter. Reiter’s Supreme Hotel in
Bad Tatzmannsdorf, das mit dem
Schwesterhotel Avance Hotel seit
2004 zu Reiter’s Burgenland Resort
gehört. Eine wunderschöne Anlage,
Luxus pur, absolut familientauglich,
Golfplatz, private Therme, Yin-Yang-
Spa, kindergerechte Gastronomie,
Reitanlage und, und, und. Der Pro-
spekt der beiden Hotels liest sich gut,
die Bilder versprechen viel.
Karl Reiter hat das Burgenland Resort
2004 gekauft, hat viele Millionen
investiert und ist bereits nach drei
Jahren dabei, die Reiter’sche Erfolgs-
geschichte um ein großes, dickes
Kapitel zu verlängern. Die Auslastung
liegt mittlerweile bei sechzig Prozent,
als er die Hotels gekauft hat, wa-
ren es nur vierzig Prozent. Tendenz
steigend.
Mir gegenüber sitzt ein Mann mit
schulterlangen, blonden Haaren, er
ist schwarz gekleidet, Hose, Sakko,
Rollkragenpulli, seine Schuhe sind
schneeweiß, so wie der Schäferhund,
der zu seinen Füßen liegt und ihm
ebenso gespannt zuhört wie ich.
Karl Reiter ist eine außergewöhnliche
Person, wie sich während unseres
Gesprächs herausstellt. Achenkircher,
Mitglied der Schützen, Visionär und
Philosoph. In nur knapp eineinhalb
Stunden sammle ich mehr als zwan-
zig Sprüche und Weisheiten, nach
denen der Gastronom tatsächlich
zu leben scheint. Eine kleine Aus-
wahl: „Tue recht, scheue niemand.“,
„Man darf nie abheben.“, „Immer auf
Augenhöhe.“, „Ich bin o. k., du bist
o. k.“, „Geld bringt nur Segen, wenn
man Gutes tut.“, „Wie du mir, so ich
dir.“, „Klarheit vor Harmonie.“
Karl Reiter hat vor fünfundzwanzig
Jahren die Wellnessbewegung mehr
oder weniger erfunden, das Posthotel
war das erste weit und breit, das auf
Entspannung, Beauty und Co. setzte.
Steinölbäder, Massagen, Spa, Reiter
sah eine Notwendigkeit und reagierte
darauf.
Mit innovativen Ideen hat sich die
Familie in den letzten zwanzig Jahren
den ersten Platz im Wellnesshimmel
erarbeitet. Das Posthotel dient für viele
andere Hoteliers bis heute als Vorbild,
was Gestaltung und Innovation im
Wellnessbereich angeht.
Nach fünf Wanderjahren, in denen
Karl Reiter in London, Paris und an
der Côte d’Azur lernte und studierte,
kam er Mitte der Siebzigerjahre nach
Achenkirch zurück.