Evelyn Haim-Swarovski
Ein wirklich
tierisches Vergnügen.
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„Ich war mit meinem Mann Klaus und
Freunden in Botswana, wir schlie-
fen im Zelt, über die Steppe liefen
Zebras. Ich versuchte das Wiehern
dieser Tiere nachzuahmen. Ich
wusste, dass ich ein gutes Händchen
für Tiere habe, aber dass das auch
auf wilde Tiere zutraf, ahnte ich nicht.
Fünfzig Zebras standen plötzlich still
und starrten in meine Richtung. Es
war magisch.“
Evelyn Haim-Swarovski steht vor
einer Box, in der ein Zebra steht, das
Helmut Pechlaner der Hausherrin des
Schindlhofs nach einer gemeinsamen
Afrikareise geschenkt hat. Sie erzählt
mir die Geschichte, wie es dazu kam.
Pechlaner war beeindruckt von der
„Zebranummer“ und bedachte die
Pferdeliebhaberin mit diesem wun-
derschönen Tier. Sie ist stolz auf ihr
Zebra, auf alle Tiere, die am Schindl-
hof leben. Quasi ein Zoo, finde ich.
An der Decke der Reithalle hängt ein
gewaltiger Luster. In einer Box liegt
ein großes, dickes Hausschwein, es
schnarcht. Auf der Schulter der Haus-
herrin sitzt eine Katze.
Mittags am Schindlhof in Fritzens.
Evelyn Haim-Swarovski führt mich
über das Gelände, zeigt mir, wo sie
lebt, wie sie lebt, was sie macht.
Überall sind Tiere, drei Hunde, elf Kat-
zen, vier Ziegen und etliche Schafe,
unzählige Gänse, ein Maultier und
Pferde, unzählige Pferde. Überall, wo
ich hinschaue, edle Tiere, gezüchtet
von einer sehr erfolgreichen Dressur-
reiterin, Turnierveranstalterin, Überset-
zerin. Eine tierische Erfolgsgeschichte,
voll von Liebe und Leidenschaft.
Evelyn Haim-Swarovski wurde in
ihrem Elternhaus in Wattens geboren,
ging in Innsbruck ins Gymnasium und
studierte anschließend Französisch
und Spanisch. Nach Beendigung
des Studiums eröffnete sie mit einer
Partnerin ein Übersetzungsbüro in
Innsbruck, das sie bis zur Geburt
ihres Sohnes führte. Seit Mitte der
Achtziger züchtet sie Pferde, anfangs
am Brandhof, der mittlerweile dem
heutigen Firmensitz von Swarovski
weichen musste, und später am
Schindlhof in Fritzens, einem wunder-
baren Platz.
Im Jahr zweitausendeins wurde der
Schindlhof als erfolgreichster Zucht-
betrieb Österreichs ausgezeichnet.
Jedes Jahr treffen sich hier Dressur-
stars aus aller Welt, vierzehn Natio-
nen wettstreiten um den begehrten
Manfred-Swarovski-Wanderpreis aus
Kristall. Das Turnier, das Evelyn Haim-
Swarovski ihrem Vater gewidmet
hat, zieht einige tausend Zuschau-
er auf den Schindlhof, das Turnier
entwickelte sich in den letzten Jahren
zum sportlichen wie auch zum ge-
sellschaftlichen Highlight. Die Atmo-
sphäre am Schindlhof wird von den
Medien als familiär und glanzvoll be-
schrieben. Eine perfekte Organisation
garantiert solche Pressemeldungen.
Verantwortlich dafür sind Evelyn und
Klaus Haim-Swarovski.
Vor dreiundzwanzig Jahren hat sie
ihren Mann kennengelernt. „Es war
und ist ein sehr großes Glück, dass
ich jemanden gefunden habe, der
meine Leidenschaft für Pferde teilt,
mit einem anderen hätte ich nichts
machen können. Er hat ein Herz für
Tiere, er ist intelligent, er ist einfach
ein toller Mann.“ Sie schenkt ihrem
Mann, der gerade den Tierarzt be-
grüßt, ein Lächeln, sie gratuliert dem
Lehrling, der gerade ein Pferd sattelt,
zum bestandenen Führerschein,
sie streift durch den Stall, ich hinter
ihr her, schützend meine Hände vor
meinem Leib, bereit, einen unerwar-
teten Tritt eines dieser schönen Tiere
abzuwehren. Doch nichts passiert. Es
sind gute Tiere, wie mir Evelyn Haim-
Swarovski glaubhaft versichert.
Wir gehen bei Piz Palü vorbei, er ist
ihr Lieblingspferd. Sie begrüßt ihn, sie
sind sich vertraut, das Pferd freut sich,
das sieht man. Nicht nur wegen der
leckeren Kekse, die sie in ihrer Tasche
hat. Piz Palü wirkt glücklich. Auch
die anderen Tiere wollen eine kleine
Streicheleinheit, etwas Gutes aus der
Tasche. Gezielt holt sie etwas aus den
Tiefen ihrer Jacke und verteilt es an
ihre Lieben. Sie lässt sich umspielen
von ihnen, sie schätzt diese Tiere,
verehrt sie, das merkt man. Wir kom-
men an einem Maultier vorbei. Die
Katze auf ihrer Schulter schnurrt. Das
Schwein schnarcht immer noch laut.