Seite 30 - rlb_geschäftsbericht 2007

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Tut es das immer noch? Nein. „Bei
unserem Sohn waren die Vorschläge
schon zu viel, die ich ihm machte,
Vorschläge, bestimmte Dinge auszu-
probieren. Ich war sehr überrascht,
als er eines Tages sagte, er wolle das
nur aus Spaß machen. Er bestand
darauf: Papa, wir machen das nur
aus Spaß, gell.“ Alexander schaut
nachdenklich, er weiß, was es heißt,
Spitzensport zu machen, mit den
Auswirkungen zu leben, Berufliches
und Privates zu vereinen. Er weiß von
den Opfern, die man bringen muss.
Er bringt sie.
Alexander Pointner wirkt zielstrebig
und diszipliniert. Wenn er über seine
Arbeit spricht, spürt man den Ernst,
mit dem er seinen Job macht, man
spürt den Respekt, den er seinen
Springern entgegenbringt, man ahnt,
dass dieser Mann gern tut, was er
tut, mit Leidenschaft. Er bringt junge
Burschen dazu, über riesige Schan-
zen zu springen, sich halsbrecherisch
in die Tiefe zu werfen, er bringt sie
dazu, ein Team zu bilden, gemein-
sam erfolgreich zu sein, Neid nicht
aufkommen zu lassen, Teamgeist zu
vermitteln.
Das ist seine Stärke, seine Methode,
wie er sagt. „Es geht nicht darum, ein
Spitzenpferd im Stall zu haben, es
geht darum, ein Team zu bilden. Heu-
te sind mehr am Drücker als noch zu
der Zeit, in der ich aktiv war. Da sind
viele durch den Rost gefallen.“ Er hat
alles in Bewegung gesetzt, damit die
zweite Mannschaft groß rauskommt,
und jetzt haben sie es geschafft, es
hat sich etwas entwickelt. Der Fokus
hat sich langsam in der zweiten Reihe
aufgebaut, sagt Pointner, er hat an
der Basis gearbeitet, weil ohne Basis
geht gar nichts.
Pointner war am Anfang seiner Trai-
nerkarriere Betreuer im B-Kader, er
hat klein angefangen, war geduldig,
musste Rückschläge hinnehmen, er
musste auf seine Chance warten.
Nach dem Tod des damaligen Trai-
ners Alois Lipburger übernahm der
Sportdirektor Toni Innauer, Alexan-
ders Mentor, für eineinhalb Jahre die
Trainerschaft. Alexander rechnete fest
mit der Berufung zum Cheftrainer,
nachdem Innauer seinen Sessel als
interimistischer Trainer wieder freigab.
Aber Pointner blieb im B-Kader.
Innauer ließ ihn noch nicht ans Ruder,
die Enttäuschung war damals groß.
Heute ist er froh darüber. „Ich wurde
nicht sofort ins kalte Wasser gewor-
fen, durfte in der zweiten Reihe lernen
und auch Fehler machen. Erst als ich
reif war, hat mich Innauer nach vorne
geholt. Und das war gut so.“
Mit Innauer verbindet ihn viel. Alex-
ander ist ihm sehr dankbar für das,
was er von ihm gelernt hat, für ihn
getan hat. Er respektiert diesen Mann,
das spürt man. „Ich habe Karriere
gemacht, weil ich mit jungen Sprin-
gern gearbeitet habe und weil ich von
Persönlichkeiten wie Lipburger und
Innauer gelernt habe. Toni und ich, wir
haben die Fäden in der Hand.“
Dass Alexander selbst als Springer
nicht die großen Sprünge hingelegt
hat, betrübt ihn wenig, er weiß, dass
er Fehler gemacht hat, und er hat aus
diesen Fehlern gelernt. Er gibt das
nun alles weiter, betreut seine Bur-
schen, so gut er es kann. Sie sind wie
eine zweite Familie für ihn, er sieht sie
öfter als seine Frau und seine Kinder,
sie liegen ihm am Herzen.
Wenn er nach Hause kommt, hilft
ihm seine Frau Angela „runterzu-
kommen“, anzukommen bei seinen
Kindern, in seinem Heim, bei ihr.
Wenn die Sterne gut stehen, kocht er
sogar Palatschinken, er bemüht sich,
auch wenn er selbst zugibt, dass er
haushaltstechnisch noch nicht fertig
„ausgebildet“ ist. Aber gemeinsam
schaffen sie das, die Pointners.
Noch bis einschließlich 2009, wenn
die Olympischen Spiele in Vancou-
ver stattfinden, ist gesichert, dass
der erfolgreiche 37-jährige Tiroler
Skisprungtrainer Alexander Pointner
für Österreich am Trainerturm stehen
wird. Der bald vierfache Familienvater
lebt mit seiner Frau Angela in Inns-
bruck. Er führte Österreichs „Adler“
unter anderem zu zwei Olympiasie-
gen, drei Weltmeistertiteln und drei
Siegen im Nationencup.