Seite 29 - rlb_geschäftsbericht 2007

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Alexander Pointner
Teamgeist
auf allen Ebenen.
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Hinter einem Bauernhaus in Inns­
bruck-Amras versteckt sich ein
modernes Einfamilienhaus, das es
in mehrere Architekturzeitschriften ge-
schafft hat. Viel Beton, Holz, klare For-
men. Schlicht und modern präsentiert
sich das Heim der Familie Pointner.
Gemeinsam mit seiner Frau Angela,
den Kindern Paula, Nina und Max
wohnt hier der äußerst erfolgreiche
Skisprung-Cheftrainer der österrei-
chischen Nationalmannschaft; ein
Ausnahmetrainer, der es mit seinem
Team bis ganz nach oben geschafft
hat; einer, der bereits fast alles er-
reicht hat; einer, der noch viel vorhat.
Als ich mich zuletzt mit Skisprin-
gen beschäftigte, waren noch
Andreas Felder und Ernst Vettori
auf den Schanzen unterwegs, die
erfolgreichen Springer waren bereits
einigermaßen erwachsen und am
Bergisel konnte man noch gratis die
Stufen hinaufspazieren.
Die Zeiten ändern sich, mein Inter-
esse am Skispringen verflog, die
Goldimania brach los und verflog
auch wieder, es wurde still um die
österreichischen Springer. Doch im
Hintergrund verfolgte ein Mann kon-
sequent seine Ziele, arbeitete, glaubte
an sich, dann an sein Team, an den
Skisprungsport. Unter seiner Führung
machte sich eine neue Generation
Springer stark und mit ihm kehrte
wieder Stimmung in die Wohnzimmer
zurück. Kaum ein Springen, in dem
kein Österreicher vorne mit dabei ist,
und selten ein enttäuschter Alexander
Pointner. Springer wie Morgenstern,
Schlierenzauer oder Kofler, sie geben
ihm recht, seine Arbeit fruchtet. Sein
Team siegt.
Angela Pointner serviert Kaffee, sie
ist die zweite Hälfte des Erfolges,
ohne sie könnte ihr Mann seine Arbeit
nicht tun. Die Mutter von drei Kindern
trägt alles mit, was ihr Mann vorhat,
sie unterstützt ihn, bringt ihn durch
schwere Zeiten. „Die Anfangszeit war
schwierig, ich habe Alex persönlich
gecoacht.“ Angela Pointner kümmert
sich um die Kinder, um das Haus,
ihr Mann ist zweihundert Tage im
Jahr unterwegs, sie hält die Familie
zusammen, sie hat das schöne Haus
gebaut, in dem ich sitze und ge-
spannt den Ausführungen der beiden
folge.
Überall hängen Kinderzeichnungen,
am Boden eine Spielzeugeisenbahn,
geschmackvoll, modern alles, leben-
dig. Sie erzählen über ihr Zusammen-
leben, über private Erfolge, Misser-
folge. „Angi merkt, wenn ich mich in
einer Einbahnstraße befinde, sie hilft
mir, sie macht das mit den Kindern,
meine Frau ist wunderbar.“ Alexander
schwärmt von ihr. Er schätzt, was sie
tut, er weiß, was sie leistet. „Es war
nicht immer leicht, aber wir haben
Wege gefunden, das zu handlen.“
Angela lacht und korrigiert ihn. „Wir
sind immer noch dabei, Wege zu fin-
den, aber wir schaffen das.“ Alexan-
der nickt, lächelt, zwinkert ihr zu.
Skispringen. Ich bin neugierig. Wie
wird man Springer? Wie wird man
Trainer? Was ist ein Guglhupfsprin-
gen? Viele Fragen, eine völlig fremde
Welt.
Alexander geht weit zurück, holt aus.
Er ist acht Jahre alt, seine Eltern fah-
ren mit ihm immer wieder nach Reith
zum Skifahren, er hüpft wie jeder
andere Junge über kleine Hügel, baut
Schanzen, springt. Die magische
Grenze liegt bei zehn Metern. Bei
einem Sprungwettbewerb in Natters,
der von dem Verein ausgerichtet wird,
dem er anschließend beitritt, gewinnt
er einen Preis. Das Guglhupfspringen,
bei dem die Vereine neue Talente
suchen, begeistert ihn, die Aussicht,
nicht nur mit Alpinski zu springen,
fasziniert ihn. Er trainiert, springt,
dieser Sport ist seine Leidenschaft. Er
kommt nach Stams ins Skigymnasi-
um, er springt seine ersten Weltcup-
springen, feiert kleine Erfolge, schafft
aber den Durchbruch als Springer
nicht. 1997 wechselt er ins Trainer-
fach. 2007 springen seine Schützlinge
an die Weltspitze.
Alles ganz einfach so weit.
Sein Vater hat ihn nicht gepusht, sagt
Alexander. Er hat Tischtennis gespielt,
er war gut darin, aber seine Mutter
hat es ihm verboten. Er solle etwas
Gescheites machen, hat sie gesagt.
Dann spielte er heimlich, nahm heim-
lich an Turnieren teil, unter fremdem
Namen. Pointners Vater verstand
wohl, was in Alexander vorging. „Er
hat mich unterstützt, aber er hat mich
zu nichts gedrängt.“ Das mit dem
Sport lag also in der Familie.