Die
Sammlung
und der
Sammler
Weit oben in seinem Büro sitzt er, der Experte für Tiroler Kunst, Pro-
fessor für neuere und neueste Kunstgeschichte, im zehnten Stock
des Geiwi-Turmes erwartet mich Christoph Bertsch, ein Kenner der
Szene und Mitglied jener Jury, die für die Kunstsammlung der RLB
Tirol zuständig ist.
Er nimmt vor einem Bild Platz, das den Tod mit kaputtem Krück-
stock zeigt, lebensgroß steht das Skelett hinter seinem Schreib-
tischstuhl und erzählt davon, dass auch der Tod vom Tod nicht
verschont bleibt. Sehr skurril, sehr ungewöhnlich, dieses Ensemble
aus Kunstexperte und Bild vom Tod, aber wo Kunst das Thema
ist, sollte einen nichts überraschen. Ich habe ihm gegenüber Platz
genommen, meine Blicke streifen durch den Raum, Bilder an den
Wänden, sehr viel Papier, das Büro eines Sammlers. Wie er mir
berichtet, hat er große Erfahrung im Zusammentragen von Tiroler
Kunst, seine Aufgabe als Jurymitglied bei der RLB kommt nicht von
ungefähr. Das Institut für Kunstgeschichte, und damit maßgeblich
Christoph Bertsch, sammelt als einziges Institut im deutschspra-
chigen Raum permanent. Das Institut besitzt eine der größten ak-
tuellsten Sammlungen von Tiroler Kunst des 20. Jahrhunderts mit
dem Schwerpunkt aktueller Kunst, beginnend mit den 80er-Jahren.
Jährlich werden derzeit circa zwanzig Arbeiten von Tiroler Künst-
lern angekauft, die Arbeiten werden mit Bundesmitteln finanziert
und dann dem Institut als Dauerleihgabe zur Verfügung gestellt.
Die Sammlung wurde bereits öfters öffentlich gezeigt, mehr als
achthundert Arbeiten werden gezählt.
Christoph Bertsch weiß also, wovon er spricht, wenn er sich ge-
meinsam mit Silvia Höller, der Kuratorin der RLB Kunstbrücke, und
Gerald Matt, dem Direktor der Kunsthalle Wien, in regelmäßigen
Abständen trifft, um über die Sammlung der RLB zu sprechen, über
Ankäufe, den Bestand, über Qualität und Quantität und über die
Langfristigkeit eines solchen Unternehmens. Wie kaum ein anderer